Menschen 2

Ein Junge kommt mir entgegen. Zielstrebig steuert er eine kleine Pfütze an, rennt darauf zu, hält kurz davor an, wagt noch einen halben Schritt und beobachtet dann fasziniert den eigenen Fuß, wie er langsam im schlammigen Naß untergeht. Wenige Augenblicke später macht er mit dem anderen Fuß einen großen Schritt über die Pfütze und rennt vergnügt weiter.

Drei Kinder klettern auf einer metallenen Plastik herum, halten sich auf fast schon obszöne Weise an allen erdenklichen Körperteilen der dargestellten nackten Ringer fest, offensichtlich ohne sich ihres Treibens bewußt zu sein.

Eine alte Frau in orange-braun-gestreifter Strickjacke gibt bei der Lektüre des Bibliotheksbuches „Hilfe, ich habe Urlaub“ immer wieder ein leises Kichern von sich und zupft die ganze Zeit über an den faltigen Hautlappen unterhalb ihres Kinns herum.

Ein pubertärer Junge hockt rebellisch auf einer Banklehne, die Schuhe auf der Sitzfläche postiert. Er pfeift durch die Zähne, reiht wild und ohne Taktgefühl Töne aneinander, minutenlang, hält nicht inne. Ich atme auf, als ich in die Straßenbahn entfliehen kann.

Ein Kind führt einen kleinen Hund an der Leine. Dieser rennt los, das Kind eilt hinterher, tollt mit ihm herum. Dabei stürzt es zwei Treppenstufen hinab, steht auf, rennt weiter.
Die besorgte Oma ruft viel zu leise hinterher:
„Sei vorsichtig, ja!?“