Die Bildungselite Deutschlands wartet an Universitäten und Fachhochschulen darauf, endlich ihr umfangreiches Wissen und Können in die Welt hinaustragen zu können, um diese nachhaltig zu verbessern.
Von wegen. Studenten sind genauso unschlau und widerlich wie der Rest der Bevölkerung. Zwei Beispiele:
Beispiel 1: Der Automat
Die Speisen der Mensa mögen nicht unbedingt jedem zusagen, dennoch werden sie von erstaunlich vielen Nutzern Tag für Tag konsumiert. Zu einer vollwertigen Mahlzeit gehört nicht selten ein Getränk, und obwohl niemand misstrauisch beäugt wird, der sein eigenes Getränk mitbringt, herrscht doch allgemeines Interesse am Mensa-Getränkeangebot vor.
Ich selbst genieße nicht selten eine Halbliterflasche Cola, die während des Essens fast nebenbei geleert wird – was mir als notorischem Zu-wenig-Trinker durchaus behagt. Doch wohin mit der leeren Flasche?
Die Milchflaschen bringen nichts, doch für die anderen steht ein Automat bereit, der freizügig im Tausch gegen eine passende Flasche 15 Cent herausrückt. Nicht selten wurde ich Nutznießer der Erstsemesterdummheit, wenn die neuen Studenten ihre Pfandflaschen irgendwo stehen ließen – weil sie ja noch nicht wissen konnten, dass Glasgut problemlos gegen Kleingeld getauscht werden kann.
Der Automat ist ein großer Kasten mit drei Fächern, in die jeweils eine Flasche gestellt werden darf. Drückt man einen Knopf, schließen sich alle Fächer; die darin enthaltenen Flaschen werden geprüft und für gut oder schlecht befunden. Nach bestandener Prüfung klimpert es kurz, und man kann sein Vermögen aus dem Geldrückgabefach herausfriemeln. Je nach Anzahl der Flaschen wird es sich also um 15, 30 oder 45 Cent handeln – stets in 5-Cent-Stücken ausgezahlt.
In Zeiten des Mensa-Hochbetriebs bildet sich an jenem Automaten rasch eine entmutigend große Menschenschlange, deren einzelne Glieder stets nur eine Flasche, maximal zwei, in den Händen halten und geduldig darauf warten, auch endlich an der Reihe zu sein, auf den Knopf drücken zu können und das Kleingeld klimpern zu hören.
Und jedesmal, wenn ich diese Schlange sehe oder Teil von ihr bin, will ich meine Hand an die Stirne klatschen und dezibelintensiv ausrufen:
„Ihr ineffizienten Idioten! Seht ihr denn nicht, dass der Automat DREI Fächer besitzt, dass er stets nur 5-Cent-Stücke herausrückt und dass es somit ein Leichtes wäre, mehr als eine Flasche gleichzeitig in den Automaten zu stopfen und dann das Geld untereinander aufzuteilen?!?“
Zuweilen fragte ich tatsächlich, höflich aber, meinen Vorder- oder Hintermann, ob es sich nicht lohne, auf diese simple Weise das Anstehen zu verkürzen. Doch ehe meine Botschaft angekommen war und somit vielleicht Verbreitung gefunden hätte, war ich bereits an der Reihe, stellte meine Flasche in das Fach, drückte den Knopf und erfreute mich am Klingeling der drei 5-Cent-Stücke.
Beispiel 2: Toiletten
Dass öffentliche Toiletten selten ein Musterbeispiel für Hygiene sind, ist sicherlich keine Neuigkeit. Dennoch erstaunt es mir immer wieder, dass selbst Toiletten, die sich im tiefsten Inneren von Institutsgebäuden befinden, derart verschmutzt sein können. Ich selbst würde mich nicht als Inkarnation der Ordnung bezeichnen; dennoch ist es mir ein innerer Wunsch, nach einem Toilettenbesuch dafür zu sorgen, dass diese den Umständen entsprechend benutzbar aussieht. Ich werde also nicht die Klobürstennutzung oder gar das Spülen vergessen, werde nicht ganze Klopapierrollen in die widerliche Brühe werfen, die ich angerichtet habe, werde darauf verzichten, andere per Filzstiftbotschaft zu grüßen oder zu beleidigen und Harnflüssigkeiten gleichmäßig auf dem Toilettensitz und dem Boden zu verteilen. Derlei stellt für mich keine Schwierigkeit dar, und ich bin immer wieder erstaunt, dass andere nicht ähnlich denken, insbesondere wenn zu vermuten ist, dass sie dasselbe WC in ein paar Tagen wieder werden nutzen müssen.
Vielleicht wäre das noch erträglich. Schließlich bin ich ein Mann, kann Nötigstes auch im Stehen erledigen, ekle mich nicht allzu leicht und bin auch imstande, einmal wegzusehen. Doch was ich nicht ertrage, sind maskuline Wesen, die es nicht für notwendig zu halten scheinen, sich nach dem verrichteten Geschäft ihre Hände zu reinigen. Ich rede dabei nicht von stundenlangem Einseifen, intensiver Spülung und pedantischem Trockenreiben, sondern tatsächlich nur vom Mindesten: Seife, Wasser, Hände kurz abwaschen, abschütteln, abhauen.
Doch das ist schon zuviel. Ich staune immer wieder darüber, wie viele Menschen diese simplen und wenig zeitaufwendigen Handgriffe „vergessen“, wie oft ich vor dem Spiegel einer öffentlichen Toilette stehe, die Hände unter einen Wasserhahn haltend, wenn plötzlich ein Mann vom Pissoir oder aus einer Kabine kommt, desinteressiert an mir und den Waschbecken vorbeiläuft, die Tür aufklinkt und aus dem WC verschwindet, als würde es dort an Handreinigungsmöglichkeiten fehlen, ja, als wäre derlei mit größter Unnötigkeit bestückt.
Angewidert schüttle ich Kopf und Hände, finde kein papiernes Handtuch und frage mich, wie ich die WC-Tür aufbekommen soll, ohne der Türklinke zu nahe zu kommen. Denn der Gedanke, dass die Hand, die zuletzt Türklinkenkontakt hatte, zuvor ein vorderes oder hinteres Stoffwechselendprodukt-Ausscheidungsorgang berührt hatte, stößt mich ab. Und der Gedanke, dass der eben Erlebte nicht der Einzige seiner Art war, umso mehr.
Menschen sind Egoisten. „Wenn ich warten muss, müssen die nach mir auch warten!“.
Das mit den Toiletten ist aber in der Tat ekelig… ich sehe auch immer zu, dass ich alles so hinterlasse wie ich es vorgefunden habe +- ein paar Klopapierblätter.
REPLY:
Das erinnert mich an diese Sache…