Peter saß am Teich und freute sich seines Lebens. Er war nach der Schule rasch nach Hause gerannt, hatte alle Hausaufgaben in Windeseile erledigt, sich zwei Müsliriegel geschnappt und war dann zum See gelaufen. Der See befand sich in unmittelbarer Nähe zum Haus von Peters Eltern, und wenn die Abenddämmerung hereinbrach, saß Peter gerne an seinem Fenster und lauschte dem vielstimmigen Konzert der Frösche.
Heute aber saß Peter am See. Die Dämmerung war noch fern, und allzuviele Töne waren den Seebewohnern nicht zu entlocken. Hin und wieder blubbte es, wenn ein Fisch nach Luft schnappend durch die Oberfläche stieß, und Peter freute sich schmunzelnd über die Kreise, die sich anschließend auf dem Wasser ausbreiteten und allmählich verebbten. Ab und zu raschelte es im Schilf, und obwohl Peter den Verursacher nicht entdecken konnte, erheiterte ihn der Gedanke, dass dort vielleicht junge Enten Verstecke spielten.
Gerade als er seine gesamte Aufmerksamkeit einer azurblauen Libelle und ihrem eleganten Dahingleiten widmete, höre er es.
„Quaak.“
Peter brauchte mindestens vier Augenblicke, um sich von derLibelle zu lösen und dem Geräusch zuzuwenden.
„Quaak.“
„Ein Frosch!“, rief Peter begeistert, sprang auf und lief zur Quelle des Quakens.
Und tatsächlich: Auf einem mit glitschigen Algen bewachsenenen, vom Teichwasser sanft umspülten Stein saß ein winzigkleiner Frosch und gab ein erstaunlich kraftvolles „Quaak.“ von sich.
Vorsichtig setzte sich Peter und starrte auf den Frosch. Minutenlang geschah gar nichts. Der Frosch, der anscheinend lieber unbeobachtet quakte, schwieg, bewegte sich nicht. Peter, der den Frosch nicht verschrecken wollte und auf ein paar weitere Noten seines Solistenkonzertes hoffte, schwieg ebenfalls und hielt so still er konnte. Und das war ganz schön still, denn Peter hatte in der Schule heimlich geübt.
Nach etwa anderthalb Ewigkeiten aber wurde es Peter zuviel.
„Quaak.“, sagte Peter.
„Quaak.“, sagte da auch der Frosch.
Peter lachte. Der Frosch quakte erneut.
„Wie heißt du denn?“, fragte Peter und lauschte gespannt.
„Quaak.“, antworte der Frosch.
„Quack?“, stellte sich Peter dumm. „So wie der Bruchpilot bei den Ducktales?“
„Quaak.“, verbesserte der Frosch.
„Ach so. Quaak mit zwei A.“
„Quaak.“, bestätigte der Frosch, der, wie Peter nun wusste, Quaak hieß.
„Kannst du noch etwas anderes sagen außer ‚Quaak.‘, Quaak?“, fragte Peter neugierig.
„Quaak.“, meinte Quaak.
„Nein, etwas völlig anderes!“, rief Peter. „‚Quiek.‘ zu Beispiel. Oder ‚Muh.‘. Oder ‚Tätäratäää.'“
„Quaak.“, erklärte Quaak.
„Oder meinen Namen? Kannst du meinen Namen sagen?“
„Quaak.“, sagte Quaak.
„Nein! Ich heiße nicht Quaak! Du heißt Quaak!“, rief Peter. „Ich heiße Peter. Kannst du ‚Peter‘ sagen?“
„Quaak.“, quakte Quaak.
„Nicht ‚Quaak.‘! ‚Peter‘!“
„Quaak.“, quakte Quaak.
„‚Peter‘!“, wiederholte Peter geduldig. „‚Pe-ter‘!“
„Quaak.“, wiederholte Quaak.
„Och.“, seufzte Peter. „Ich dachte, Frösche seien schlau.“
„Schlau, aber keine Papageien.“, antwortete Quaak und hüpfte davon.