Die Amsel

Die Amsel saß im Baum und zwitscherte meinen Namen. Eigentlich tirillierte sie nur Töne, deren Inhalt sich mir nicht erschloss, doch für einen Moment war ich gefangen in der angenehmen Vorstellung, die Amsel zwitscherte meinen Namen, sie sänge sozusagen nur für mich. Schön wäre das, dachte ich und blieb stehen. Sicherlich wartete die Arbeit, doch das süße Pfeifen, das dem Amselschnabel entsprang, berührte mich. Nicht zuletzt, weil es meinen Namen beinhaltete, weil es vielleicht ein Liebeslied war, das der auf kahlem Ast sitzende Vogel mir so melodisch darbrachte. Ein Liebeslied, dachte ich und schmunzelte, lauschte dem Amselgesang und wusste: Dies wird ein wundervoller Tag!

Joachim kam vorbei, sah mich andächtig lauschen, schaute erst mich und dann die Amsel eine Weile an.
„Peter.“, sagte er zu mir. „Du weißt schon, dass das einzige, was Vögel zwitschern, Reviermarkierung ist?“
Ich drehte mich zu ihm um. „Wie bitte?“
„Naja, das einzige, was Vögel von sich geben, ist ein stetes ‚Verpiss dich! Hier wohne ich!'“

Ich zuckte mit den Schultern. Es war mir egal. Schließlich war ein „Verpiss dich!“ nie schöner ausformuliert worden als in diesem Moment; schließlich klang „Verpiss dich!“ nie lieblicher, nie bezaubernder als aus dem Schnabel dieser wundervollen Amsel.
Und außerdem, dachte ich insgeheim, vielleicht zwitschert die Amsel ja dennoch meinen Namen. Vielleicht hatte ich trotzdem recht, und die Amsel tirillierte meinen Namen in die weite Welt?

„Verpiss dich, Peter! Verpiss dich, Peter!“
Ich schmunzelte.