Waldspaziergang

Ich wanderte durch den Wald und fing die letzten Sonnenstrahlen des Tages mit meinem Lächeln. Vögel zwitscherten um mich herum, und hin und wieder erfreute mich ein Specht mit hungriger Holzklopferei. ‚Toi toi toi.‘, schmunzelte ich und bückte mich, um nach Walderdbeeren Ausschau zu halten. Plötzlich vibrierte der Boden. Altes Laub raschelte, trockene Äste suchten sich neue Stellungen, das Lärmen der Vögel setzte aus.
„Was..?, wollte ich fragen, dann sah ich es: Ein Eichhörnchen! Nur drei oder vier Meter von mir entfernt stand es auf beiden Hinterfüßen und starrte mich an. Ich starrte zurück, hatte ich doch noch nicht viele schwarze Eichhörnchen gesehen. Vor allem keine, die mehr als doppelt so groß waren wie ich.
‚Ein Rieseneichhörnchen!‘, dachte ich.
„Ein Eichhorn!“, rief ich und überlegte, ob es besser sei, reglos stehen zu bleiben oder panisch davonzueilen.
„Kein Eichhorn.“, sagte da das schwarze Eichhorn, und seine Stimme klang überraschend weich. ‚Als hätte man den weichen Puschelschwanz zu Tönen geformt.‘, dachte ich.
„Kein Eichhorn.“, wiederholte das Eichhorn mit sanfter Stimme. Ein fragender Blick bemächtigte sich meiner und vertrieb auch noch das letzte Quentchen Angst.
„Ich bin ein Eichhörnchen.“, meinte das Eichhorn, das anscheinend ein Eichhörnchen war.
„Aber… aber…“, stotterte ich. „Du bist riesig!“
„Bin ich nicht!“, antwortete das Eichhörnchen trotzig. „Ich bin ein Eichhörnchen.“
„Bist du dir sicher?“, zweifelte ich.
„Ja.“, meinte das riesige Eichhörnchen, nickte recht putzig und ergänzte: „DAS ist ein Eichhorn!“
Es wies mit dem Puschelschwanz nach links, von wo ich ein Grollen vernahm, wie von rasch nahendem Donner.
„Mami!!“, rief das schwarze Viermetereichhörnchen erfreut und sprang seiner Mutter auf die Arme.

2 Gedanken zu „Waldspaziergang“

  1. Die Welt braucht mehr Viermetereichhörnchen (womöglich). Zumindest kann sie immer feine Texte wie diesen vertragen. 🙂

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