Morgenstund

Und dann sitze ich in der Königsstraße, nippe an dem heißen Kakao, der verlockend immer wieder meine Lippen zu sich ruft, und lasse mich von morgendlichen Sonnenstrahlen wärmen. Ich bin zufrieden, denke ich, und beobachte, wie die Stadt allmählich aus dem Schlaf erwacht. Gleich werden sich die ersten Ladentüren öffnen und ihre bunte Ware feilbieten. Gleich werden Straßenmusiker und Religionsbegeisterte, Parteifreunde und Bettelnde sich an ihren Stammstellen positioniert haben und das Bild der Stadt mit Abwechslung bereichern. Gleich.
Die Königsstraße füllt sich, zögerlich, doch bemerkbar. Ich lese „The Road is Home“ auf meinem Telefon, während an der Metallkunst-Brunnenkonstruktion neben mir ein Obdachloser seine Morgenwäsche vollzieht. Gerade als ich mich dekadent zu fühlen beginne, bemerke ich Dreckflecken auf meinem Shirt und schmunzle, weil der Waschende mehr Sauberkeit beherbergt als ich.
Vor Kaufhof formen sich bereits Warteschlangen, und obwohl der Mediamarkt noch eine halbe Stunde versperrt sein wird, sammeln sich auch bereits hier Kaufwillige und Schaulustige.
Der Kakao leert sich, und ich bin angefüllt mit Liebe. Alles ist schön, denke ich, und lächle nach innen und außen.

Dreizehn Acht Sechs

„Heute ist Freitag, der 13.“
„Mußtest du mir das sagen?“
„Aber das ist doch was Gutes!“
„Wieso?“
„Naja, die drei steht in Märchen und ähnlichem immer für Gutes. Aller guten Dinge sind drei. Und die 10 ist die Basis unseres Zahlensystems, also ernorm wichtig. Schau mal, du hast zehn Finger…“
„Acht!“
„Acht?“
„Acht Finger und zwei Daumen!“
„Aber Daumen sind doch auch Finger.“
„Nein, Daumen sind Daumen.“
„Aber der Große Onkel, also der Große Zeh zählt doch auch als Zeh und nicht als Großer Onkel.“
„Ja, aber schau mal: Es gibt den kleinen Finger, den Ringfinger, den Mittelfinger und den Zeigefinger. Der Daumen hat kein ‚-finger‘ im Namen.“
„Willst du damit sagen, daß es auch nur sechs Wochentage gibt?“
„Wieso?“
„Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag, Samstag und Sonntag. Im Mittwoch ist kein ‚-tag‘!“
„…“