Ich lief gerade an der Bushaltestelle vorbei, als ich einen Regenwurm entdeckte. Er hatte sich soeben aus der Erde herausgearbeitet und sah mich nun fragend an.
„Entschuldigen Sie.“, begann er, und seine Stimme klang erstaunlich brummbärig und unregenwurmig. „Können Sie mir sagen, wann es regnet?“
Ich schaute auf meinen Arm. Seit Jahren trug ich keine Armbanduhr mehr, doch die Gewohnheit war geblieben und hatte letztlich dazu geführt, dass ich mir manchmal die Armbehaarung zu Uhrenzeigern modellierte, um mich an die guten alten Zeiten zu erinnern.
Dann schaute ich in den Himmel. Die Sonne schien, und weit und breit weigerten sich die Wolken, die Szenerie zu betreten.
„Donnerstag.“, antwortete ich schulterzuckend.
„Donnerstag?“, brummte der Regenwurm. „Sind Sie sich da sicher?“
Ich nickte. „Donnerstag. Hat Frau Heinze gesagt.“
Frau Heinze war meine Nachbarin, und immer wenn ein Wetterumschwung drohte, juckte ihr linker Zeigefinger.
„Frau Heinze?“, fragte der Regenwurm mit tiefer Stimme.
„Frau Heinze ist meine Nachbarin, und immer wenn ein Wetterumschwung droht, juckt ihr linker Zeigefinger.“, erklärte ich.
„Ach.“, sagte der Regenwurm brummend.
„Außerdem hat sie die merkwürdige Angewohnheit, täglich ihre vierunddreißig Rosenbeete zu gießen. Bei jedem Wetter.“
Der Regenwurm sah mich interessiert an.
„Auch im Winter.“, ergänzte ich.
„Frau Heinze scheint eine sehr sympathische Frau zu sein.“, brummte der Regenwurm nach kurzem Überlegen. „Ich sollte sie mal besuchen.“
Ich nickte. „Das ist eine ausgezeichnete Idee. Aber seien Sie vorsichtig.“
Der Regenwurm blickte mich fragend an.
„Frau Heinze hat Angst vor Bären.“
Der Regenwurm räusperte sich.
„Das sollte kein Problem darstellen.“, piepste er und verschwand in der Erde.