Auf einem Ast saß eine Blaumeise und flötete ein Lied. Dieses kam mir seltsam bekannt vor, also blieb ich stehen und lauschte.
„Hey.“, sagte ich nach einer Weile. „Ist das nicht von Vivaldi?“
Die Blaumeise schüttelte mit dem Kopf und pfiff weiter, als hätte es meine Unterbrechung nie gegeben. Wunderschön klang es, und obgleich ich noch zu müde war, um zu lächeln, spürte ich, wie sich meine Mundwinkel auseinander bewegten und in meine Zähnen das Bedürfnis erwachte, fröhlich zwischen meinen Lippen hindurchzublitzen.
Ich lauschte andächtig, versank im ruhigen und zugleich fesselnden Takt des Meisenliedes und versuchte mich daran zu erinnern, warum mir dieses bezaubernde Musikstück so bekannt vorkam.
„Chopin?“, fragte ich nach anderthalb Minuten. „Ist das von Chopin?“
Die Meise schüttelte abermals mit dem Köpfchen und flötete weiter, fast noch süßer und traumhafter als zuvor. Chopin war falsch, erkannte nun auch ich, doch ich fühlte, dass ich nahe an der Lösung war.
„Schubert?“, fragte ich vorsichtig, und die Meise pfiff, als hätte ich nichts gesagt.
„Mozart?“
„Händel?“
Ich seufzte. Alles falsch.
Die Meise tirillierte ihr Lied und ich hörte zu. Wunderschön klang es, und ich hätte mich in den Tönen verloren, wenn da nicht diese bohrende Frage gewesen wäre.
Ich begann wahllos Namen aufzuzählen:
„Beethoven? Bach? Haydn? Telemann? Wagner? Mendelssohn? Berlioz? Tschaikowski? Rachmaninov? Liszt? Brahms?“
Die Meise schüttelte fröhlich ihr winziges Köpfchen und fuhr fort, die Welt mit erquickenden Klang zu streicheln.
Mich durchzuckte ein Gedanke.
„Scooter?“, fragte ich. „Ist das Werk von Scooter?“
Die Blaumeise grinste und flog davon