Natürlich war mein Budget mit 200 Euro knapp bemessen, und die Zahl der Wohnungen, die sich mir in dieser Preislage darboten, war überschaubar. Null, um genau zu sein.
Doch ich wollte keine Wohnung, brauchte nur ein Zimmer. Das klang nach wenig, doch wenn ich mir einen Moment Zeit nahm, um darüber nachzudenken, was zur Ausstattung dieses Zimmer gehören sollte, um meine Grundbedürfnisse zu befriedigen, dann merkte ich schnell, wie das kleine Wort „nur“ vor „ein Zimmer“ rasch dahinschmolz.
Ich brauchte ein Bett. Das war das erste, was mir, was jedem einfiel. Der wichtigste Grund, eine Unterkunft zu suchen. Dann, auf Platz 2 der Prioritätenliste, drängte sich bereits „Internet“ in mein Denken. Ohne Internet würde ich die kommenden Wochen kaum überstehen können. Dann erst dachte ich an „Bad“, an die Notwendigkeit von heißem Wasser, an eine Toilette. Und an einen Schrank. Oder ein Regal. Oder ähnliches. Notfalls konnte ich aus dem Koffer leben.
Ein Schreibtisch wäre wundervoll, fing ich zu träumen an. Zumindest irgendein Tisch, an dem man essen, arbeiten oder einfach nur sitzen konnte. Also auch einen Stuhl. Und natürlich Steckdosen, Licht, ein Fenster. Uff.
An eine Küche hatte ich noch nicht gedacht, doch als mir „essen“ durch die Gedanken krabbelte, stellte ich die große Frage: Was würde ich essen? Eine Küchenzeile wäre perfekt. Also ein bisschen Herd, ein bisschen Waschbecken, ein bisschen Telleriges, Besteckiges. Und ein Kühlschrank. Und.
Ich hielt inne. Starrte auf die vor mir liegende Liste potentieller Mietbarkeiten. Auf die Zimmerpreise. Auf die mangelhaften Angaben zur Ausstattung. Und dachte an mein Budget, besser: an die 200 Euro, die mir mein Arbeitgeber monatlich zur Verfügung stellte, damit ich hier in der Kleinstadt nicht nur arbeiten, sondern auch wohnen konnte. Zumindest vorübergehend.
Das Budget würde nicht reichen, stellte ich fest. Ich würde zuzahlen müssen, stellte ich fest. Ich würde nicht nur die allwochenendliche Heim- und Rückreise zahlen müssen, sondern auch noch den Luxus, nicht nur hausen, sondern tatsächlich wohnen zu wollen.
Ich starrte auf die Liste, rief an, sprach auf Anrufbeantworter, bekam Absagen. Dreißig Minuten später hatte ich ein Zimmer. Mit Bett, Internet und allem.
Für exakt 200 Euro.