FFFfF: ?!

Ich bin mir dessen bewußt, daß der heutige Titel nicht unbedingt ein kreatives Meisterwerk darstellt. Vielleicht sollte ich mich dessen schämen, insbesondere weil der Comic an sich ja verdeutlicht, daß durchaus so etwas wie Kreativität in meinem Schädel zu finden ist.
Doch die Titelwahl fällt selten einfach, nicht zuletzt weil ja das letzte Panel nicht im Voraus verraten werden soll. Und wenn dann ein Comic aus kaum einer Handvoll Wörtern besteht, dann versagt meine Namensfindungsgabe und ein Titel wie der heutige entsteht.

Und so.


[Bild klicken für eine geringfügige Vergrößerung.]

[Im Hintergrund: Graveworm – „[N]Utopia““]

Samstag Nacht

Die Nacht zum Sonntag wird lang werden, weiß ich.

Meine Begleitung, die keine war, hat sich längst den vereinten Mächten von Müdigkeit und Trunkenheit ergeben und das Weite gesucht, ein Konzerterlebnis im Rücken wissend, das ich vermieden hatte. Schlechtmusik gehört nicht zu den Dingen, für die Geld zu bezahlen ich gewillt bin, selbst wenn die Verlockung einer möglichen Bekanntmachung mit Fast-Fremden, deren Kennenlernen ich mit Freuden erwartete, mich fast vom Gegenteil zu überzeugen weiß. Aber eben nur fast.

Unsere gemeinsame Zeit an diesem Abend betrug eine halbe Stunde. Allerdings ist das eine Schätzung, eine Lüge, die einberechnet, daß ich bereits mehrere Minuten nach meiner Ankunft in der Diskothek durch die Menschenmassen schlenderte; daß ich zwischendurch, als sie mich zu weiterer Schlechtmusik auf die Tanzfläche zwang, in den Zweitraum floh, wo ich mich angenehmeren Klängen ergeben und der wartenden Welt verschließen konnte; und daß ich in der gemeinsamen Zeit wegen hoher Musiklautstärke und Ignoranzreaktion meinerseits auf von ihr ausgehende Vorwurfsandeutungen tatsächlich nur wenige Augenblicke mit ihr teilte.

Sie eilte hinfort, ihr männliches Anhängsel hinterdrein. Keineswegs war ich gewillt, dies zu bedauern, war doch ihr trunken-müder Zustand nicht unbedingt meinem Gefallen nahe. Einzig den Weggang ihrer Bekanntschaften, mit denen ich nur nickende Grüße wechselte, ansonsten aber kaum ein Wort sprach, bedauerte ich, war mir doch dadurch das letzte einigermaßen bekannte Gesicht genommen – ausgenommen jene, mit denen ich seit jeher kein Wort zu wechseln pflege.
Tatsächlich ertappe ich mich nun dabei, Menschen zu ersehnen, deren Gegenwart mir sonst unlieb, fast lästig, ist, einzig und allein, um mittels inhaltsloser Kommunikation den Gedanken zu verdrängen, inmitten dieser fremd-bekannter Menschenmassen verloren, unerwünscht, zu sein. Noch ist es nicht soweit; noch zehre ich vom Großmut meiner gehobenen Stimmung. Doch die Nacht wird lang werden, weiß ich.

Die Unerwünschten bleiben – im Gegensatz zu anderen Tagen – fern, ebenso die mir sich ohnehin stets verwehrte Möglichkeit, Wildfremden in Gespräche um Sein und Sinn zu verwickeln, in deren Verlauf ich eine Bekanntschaft, eine Weisheit, mehr mein Eigen nennen darf.
Ich lüge erneut; denn tatsächlich ergibt sich ein Gespräch, das jedoch nur euphemistisch als solches zu bezeichnen ist. Eigentlich nicke ich nur, will den Redenden, der gerade sein Glas umstößt und sein klebrig-alkoholisches Mischgetränk auf dem Tresen ausbreitet, nicht durch Worte zu weiteren Aussagen ermuntern.
Er faselt etwas von Toleranz, von der unvergleichlichen Großmut der Plattenaufleger, weil sie sich dazu herabließen, seinen Musikwünschen nachzugehen, ohne ihn für diese zu verurteilen. Seine Rede ist hohl und dumm, selbst wenn man die alkoholbedingte Geistesträgheit abzieht.

Wo befinde ich mich? In einem Nebenraum der Diskothek, der eine kleinere Tanzfläche beherbergt, auf der nahezu nie getanzt wird [nicht im eigentlichen Sinne], einem ausgesuchten Publikum vorbehalten. Nach welchem Kriterium das Publikum ausgesucht wird, vermag ich nicht zu sagen, aber glaube, es hat etwas mit langen Haaren, mit Bier und Nieten [die metallische Sorte – die andere, menschliche, ist sowieso da] zu tun. Um mich herum dröhnen schwermetallische Klänge; die Boxen geben ihr bestes, selbst mir bekannte Songs zu unerkennbarem Einheitsgitarrenkrach zu verunstalten. Trotzdem rennt oder torkelt bei jedem Liedanfang irgendwer auf die Tanzfläche, um dort das Bier auf den Boden zu stellen, das Haupthaar zu schütteln und hin und wieder die Faust gen schlecht verputzter Diskothekendecke zu richten. Die Luft ist verraucht von Lärm und Zigaretten; das eigene Wort, selbst wenn ich reden würde, verhallt zwischen schwarzen Klamotten und männlichen Kameradschaftsbeweisen. Niemand scheint nüchtern, und die altbekannten Fremdgesichter, die ich ohne Alkoholeinfluß nicht wiedererkennen würde werden von unsicheren Beinen getragen – hin zur Tanzfläche, die auch Einzelkämpfern Zutritt gewährt, hin in die Arme neuankommender Diskothekenbekanntschaften ähnlichen Äußeres.

Ich bin hier verkehrt; meine schwarze Stoffhose [mit weißen Streifen bestückt] mein schwarzes, langärmliges Hemd, mein bartlos-unschuldiges Gesicht, meine Brille, die Verletzlichkeit offenbart, verweigern die Zugehörigkeit zum Dresscode der Allzeit-Metaller, zum Mann-Sein, Held-Sein, Kämpfer-Sein der lebenden Klischees, die mich umgeben. Selbst mein geöffnetes Langhaar, die Springerstiefel an meinen Füßen, das ledernde Armband, vermögen nicht zu verhindern, daß ich mich fremd, falsch, fühle, als gehöre ich eigentlich in den anderen Raum, dorthin, wo die Bässe unheller Tanzmusik mich nach wenigen Sekunden Abwechslung suchenden Diskothekenspaziergangs wieder in meine Gitarrenkrach-Höhle fliehen lassen.

An der Bar stehsitzt der angetrunkene Glatzkopf und berichtet scheinbar Bewundernswertes: Böhse Onkelz, die für ihn großartigste Musikgruppe aller Zeiten [Ich ersparte mir und ihm meinen abfälligen Kommentar und die daraus entstehende Diskussion], habe er sich gewünscht, direkt beim verantwortlichen Musikmacher. Dieser habe genickt und Zustimmung signalisiert – und dem Glatzkopf einen Grund zu grenzenlosem Entzücken gegeben. Dort wo er herkommt, würde er für seine Liebe zu den Onkelz stets verachtet werden, meint er und bestellt ein neues Mischgetränk. Ja, stimme ich ihm, besser: seinen „Feinden“, in Gedanken zu, in einer Metaldisko sollte man tatsächlich keine Onkelz wünschen. Nicht wegen möglicher Politkonsequenzen, sondern einfach weil die Musik schlecht und unpassend ist. Doch der Glatzkopf redet schon weiter: In seiner Heimat seien die Onkel verpönt und mit ihr alle Onkelz-Hörenden; schließlich seien die Onkelz rechts. Ich lache verhöhnend. Die Böhse-Onkelz-Sind-Rechts-Diskussion glaubte ich schon vor Jahren abgehakt. Der Glatzkopf interpretiert mein Lachen zu seinen Gunsten: Ich verlache die Dummköpfe, die nicht wissen, daß BO längst zum linken Lager gewechselt seien.

Obgleich ich das Gespräch zu beenden wünsche, kann ich nicht umhin, eine Frage zu formulieren: Hat der DJ denn die Onkelz gespielt? Er hat [Nun bin ich tatsächlich verwundert.], und gibt dem Glatzkopf somit Anlaß genug, die Toleranz der hier Anwesenden, das Gruppengefühl, die Integration Fremder zu lobpreisen. Ich proste ihm mit meiner neuerworbenen Cola zu und gehe meiner Wege, mich über seine Worte wundernd.

Die hier Anwesenden weilen fernab jeglicher Toleranz, glaube ich zu wissen. Oft genug verweilte ich hier, um beobachtet zu haben, daß die Langhaarigen eine eingeschworene Gemeinschaft bilden. Irgendwie kennt jeder jeden, akzeptiert jeder jeden. Doch nur, solange er die richtigen Zeichen trägt, das richtige Outfit, die richtigen Accessoires, das richtige Bier in der Hand. Ich selbst kann noch so oft mein Haar zu metallenen Klängen ausschütteln – solange ich mich nicht anders kleide und hin und wieder biertrinkend herumtorkle, werde ich nie Teil der Metaller-Masse. Letztendlich, das ist mir klar, wollte ich nie Teil jener Masse sein; doch eins, zwei Gesichter mit Namen zu kennen, hätte mir auch nicht geschadet.

Ein Mann in hellblauem, selbstgestricktem Wollpulli durchquert den Raum. Vermutlich gehört er zur Crew der aufgetretenen Band, schert sich nicht um die Blicke der angeblich Toleranten. Und tatsächlich; ein Wollpullover scheint wenig Kritikauslösendes zu bergen, so anders zu sein, daß er akzeptiert werden kann. Als jedoch ein junger Mann mit Lacrimosa-Shirt die Herumstehenden mustert, erntet er ein ganzes Geschwader unausgesprochener Beleidigungen. Lacrimosa, das sei dem Unwissenden erläutert, ist die Gothic-Einstiegsdroge, die Musik, die 16jährige Mädchen hören, wenn sie beginnen, im Kleiderschrank die wenigen schwarzfarbenen Kleidungsstücke zusammenzusuchen – ein schmalzig-pathetisches Gebräu aus Liebe und Schmerz, das jedoch – ich muß es zugeben – zuweilen auch mein Gefallen erregte. Mit einem solchen Shirt jedoch herumzurennen, bedeutet nichts weiter, als öffentlich zuzugeben, ein Neuling, ein Nichtswisser, Nichtsahner zu sein. Lieber tausend Wollpullover als ein Lacrimosa-Shirt, soviel ist klar.

Ich staune über die Szeneregeln, derer ich mir unbewußt bewußt bin, ja, die ich sogar partiell befolge, ohne davon zu ahnen. Mit gewissem Stolz erfreue ich mich manchmal der Entwicklung meines Äußeren, dahin gehend, daß ich glaube, die in Metal- und Gothic-Szene vorherrschenden Schnickschnack weitestgehend zu meiden und meinen eigenen Stil-Weg zu gehen. Doch vermutlich belüge ich mich hierbei, käme ich doch niemals auf den Gedanken, mich der Scham eines Lacrimosa-Shirts auszusetzen.

An der Tanzfläche Wartende, Herumstehende, beobachten, lästern, sowohl über Vorbeilaufende als auch über die gerade laufende Musik. Sich selbst karikierend sehe ich hin und wieder lachend eine Faust in den inexistenten Himmel gestoßen werden, als wüßte man um die Lächerlichkeit derlei Gebarens – und würde es beim nächstpassenden Lied trotzdem wieder praktizieren. Metaller ereifern sich über Gothics, deren klischee-kitschig-tuckiges Gehabe; Gothics werfen angewiderte Blicke auf die klebrig-verschwitzten Gesichter, die zerzausten Haare der Metaller. Doch nur um den Schein zu wahren; denn die meisten hier kennen sich, sehen sich zu oft, um die gegenseitige Existenz nicht längst akzeptiert, ja um nicht längst Bekanntschaften in der Fremdszene geschlossen zu haben. Die Besuchergruppe der Diskothek erweist sich als undurchdringliches Geflecht zahlloser Bekanntschaften, am heutigen Konzertabend heimgesucht und bereichert durch unübliche viele Außenstehende, die stets im Weg zu stehen und zu den falschen Liedern zu tanzen wissen.

Da ist der junge Geck im Ledermantel, in welchem er sich präsentativ-wichtig zu glauben scheint, doch sich nur der Lächerlichkeit der frotzelnden Masse preisgibt. Oder jener Herr, aus dessen schwarzem Shirt weiße iPod-Kopfhörer herausragen, als müsse er nicht nur seine Finanzkräftigkeit unter Beweis stellen, sondern wolle jederzeit zu seiner eigenen, besseren Musik tanzen – selbst wenn diese im Diskolärm überhaupt nicht vernehmbar wäre. Oder jener Typ, der zusammen mit drei Damen zu einem Gothic-Rock-Klassiker zu tanzen wagt, obgleich auf dieser Tanzfläche das Tanzen verpönt und durch das metal-übliche Bangen abgelöst worden ist. Ach nein, fällt mir auf, der Tanzende bin ja ich; und die viele vorangegangene Kopfschüttelei trügt meinen Gleichgewichtssinn, läßt meine Schneeschiebertanzbewegungen plump und eckig aussehen – obwohl ich ohnehin kein ästhetisches Äquivalent zu den neben mir tanzenden femininen Wesen bilden kann.

Frauen haben übrigens, sobald sie einigermaßen gut [„fickbar“] aussehen, alles Recht der Welt, sich falsch zu kleiden oder zu benehmen. Natürlich nur innerhalb gewisser Grenzen; denn die HipHop-Tussi, die plötzlich anfängt, ihr Haupthaar fernab des Taktes und jedweder Anschaulichkeit zu schütteln, wird mit eisern-metallischer Verachtung gestraft. Doch, wenn der Körper hübsch genug ist, darf sich frau sogar erdreisten, zu Nightwish zu tanzen – zu einer Band, deren Song ein spontanes Mittelfingermeer in Richtung des DJs katapultierte.

Zwei Colas befinden sich in meinem Bauch – ich trank nicht aus Durst, sondern um meine Hände zu beschäftigen. Als Nichtraucher, Nichttrinker, fernab jeglicher Bekannter, hat man es schwer und sucht Trost in sich allmählich aufwärmenden Colagläsern. Ob des geringen Anteils an erwähnenswert-guter Musik verrinnt allmählich das anfängliche Gute-Laune-Potential, nähert sich einer resignierten Null-Linie.

Ich muß aufs Klo. Mit mir muß jener, der keinen Schritt geradeaus zu gehen imstande ist, der torkelnd alle im Metal-Raum Anwesenden nacheinander mustert, der grölend die Faust gen Himmel streckt, grob lacht und einem Hutträger dessen Kopfbedeckung klaut, weil er meint, dadurch lustig zu wirken. Ich zögere, mit ihm die Toilette teilen zu müssen, nicht weil ich mich vor ihm fürchte, sondern weil ich seiner Nebelgeisttaten nicht gewahr sein möchte. Doch ich muß; und so gehe ich.

Die Toilette ist widerlich. Ich hörte davon, daß Damentoiletten in Diskotheken die Ausgeburt des Ekels darstellen sollen; doch fällt mir schwer zu glauben, die der Anblick des Männerklos noch zu überbieten ist. Irgendjemand hat es für gut befunden, eine Pinkelrinne zu installieren, die im Winter, befüllt von flüssigen Stoffwechselendprodukten fröhlich vor sich hin zu dampfen pflegt. Die Kabinen lassen Zweifel an der Zivilisiertheit meiner Mitmenschen aufkommen. Ich bin dankbar für die dicke Sohle meiner Stiefel und verrichte, was verrichtet werden muß.

Die Hände waschend gewahre ich erwähnten Rabauken neben mir – zusammen mit zwei weiteren Kerlen und einer Frau, die ihren Standort – inmitten des Herrenklos – zu genießen scheint. Er unterhält sich und hält mir nebenbei seine gerade angezündete Zigarette vor die Lippen. Als wäre ich sein bester Kumpel, aufgenommen im Kreis der Stammbelegschaft dieser Diskothek. Ich überlege, was ihn dazu verleitet haben konnte: meine gut durchgeschüttelten Haare oder mein müdigkeitsbedingtes Torkeln. Ich entscheide mich für „seine Trunkenheit“ und lehne freundlich, aber bestimmt, ab.

Der in der Diskothek aushängende Straßenbahnplan verkündet mir die Abfahrtszeit meiner Bahn: 3:54 Uhr, eine wertlose Information, solange ich abseits jeder Uhrzeit existiere. ich frage die Nächstbesten; zwei beleibte Mädchen, die in einer Sitzecke plaudernd Abstand suchen. 3:15 Uhr. Eine halbe Stunde verbleibt mir, und während ich den Liedern im Metal-Raum lausche, ein mir bekanntes darunter erhoffe, zähle ich die vermutlich verstreichenden Minuten, bis die Unruhe mich aufstehen und anderen Uhrenbesitzer suchen läßt. Diesmal fällt es mir schwer; Uhren zählen nicht zum üblichen Gothic-Accessoir; der fünfte Versuch bringt Antwort: 3:33 Uhr. Ich grinse in mich hinein. „333 – Half Evil“. Noch ein Lied genehmige ich mir: Guns N‘ Roses mit „Sweet Child O‘ Mine“, dann fordere ich meinen Mantel von der Garderobe zurück.

Mir ist warm, als ich die kalte Nachluft betrete; meine mittlerweile trübe Stimmung steigt langsam in erträgliche Bereiche. Ich habe alle Zeit der Welt, laufe langsam zur Haltestelle, dennoch eine Dreiergruppe ehemaliger Diskobesucher überholend. Das Haltestellenwarthäuschen glotzt mir verdächtig leer entgegen. Ich ahne Schlimmes, doch wage keinen Gedanken, bevor ich nicht den Fahrplan studiert habe. 3:16 Uhr fuhr die letzte Bahn, 4:24 Uhr wird die nächste eintrudeln. Ich fluche leise, rechne, wann ich am nächsten morgen aufzustehen habe, wie wenig Stunden mir ohnehin verbleiben, wie wenig mir verbleiben würden, wartete ich noch auf die alberne Bahn, deren Plan nicht mit dem in der Diskothek aushängenden kongruiert. Schlagartig stürzt meine Stimmung ins Bodenlose.

Ein Taxi fährt vorbei. Spontan hebe ich meinen Arm, halte es an, steige ein, teile mein Fahrtziel mit. Reichen 10 Euro? Mein letztes Scheingeld. Der Taxifahrer nickt, ein wenig träge. Die Taxikommunikation entbehrt jeder Tiefe; ich bin froh darüber, schimpfe mit ihm über das schlechte Pflaster vor der Diskothek, über Leute, die ein Taxi bestellen, dann aber nicht erscheinen, sinniere über die Gründe der gerade einsetzenden Hoch-Zeit für Taxianforderungen, lasse mir das Navigationssystem erläutern. Kurz vor dem ziel entdecke ich endlich den Preisgeldzähler im Innenrückspiegel. 9,80 Euro. Der Taxifahrer bemerkt meinen Blick, schaltet den Zähler aus, fährt mich trotzdem weiter.

Zehn Euro?, frage ich, als ich aussteige, und als der Fahrer nickt, reiche ich ihm den Schein, den ich während der gesamten Fahrt in der Hand gehalten habe. Es ist vier Uhr, bemerke ich, als ich meine Wohnung betrete. Auf dem Küchentisch warte der Rest vom Mittagessen. Während ich, Schmerzlaute verkneifend, meine verfilzten Haare durchbürste, arbeitet die Mikrowelle. Mein Magen knurrt freudig, als ich mir das Essen einverleibe. Ich spüre, wie meine Mundwinkel vor Vergnügen nach oben schweben. Fröhlichen Gemüts gehe ich zu Bett.
Vier Stunden Schlaf müssen reichen.
Die Nacht ist kurz.

[Im Hintergrund: Graveworm – „When Daylight’s Gone“]