Gotteshaus

Ein Mann, nicht sonderlich groß, unrasiert und eigentlich unauffällig, mit einem Baumwollbeutel in der rechten Hand, betritt eine Sparkassenfiliale. Im Eingangsbereich bläst ihm die warme Luft der Klimaanlage entgegen, und ich weiß nicht, ob es der Lufthauch oder irgendetwas anderes ist, das ihn dazu bewegt, doch plötzlich schaut er sich um und sagt laut: „Hier wohnt also Gott!“

Verdutzt blicke ich ihm hinterher, sehe, wie er ein paar Schritte geht, kurz die Arme ausbreitet, andächtig nach oben starrt – und sich dann in die Schlange der vor dem Geldautomat Wartenden einreiht, als wäre nichts gewesen.

Ich verbleibe im Eingangsbereich, frage mich für einen Augenblick, ob Gott und Geld dasselbe seien, bevor ich meine Straßenbahn nahen sehe und mich beeile, sie noch zu erwischen.

[Im Hintergrund: Danzig – „777 I Luciferi“]

2 Gedanken zu „Gotteshaus“

  1. REPLY:
    Durchaus, ja.
    Ich war danach ein wenig verwirrt, doch den Rest der Anwesenden schien es nicht zu kümmern [wenn man von den wenigen absah, die ihm mißtrauisch auswichen]…

Kommentare sind geschlossen.