Ich mag Döner. Obgleich mein Dönerappetit sich nicht sehr häufig meldet, genieße ich das Fladenbrotprodukt, sobald ich es in meinen Händen halte. Zwar bin ich mittlerweile dazu übergegangen, anstelle eines Döners einen Haloumi zu bestellen, also auf Fleisch zu verzichten und käsiges Beiwerk zum bekannten Kraut-Gemüse-Soßen-Gemisch zu bevorzugen, doch hat das nicht mein allgemeines Dönergutfinden reduziert.
Ich bin allerdings kein guter Döneresser. Ohnehin verabscheue ich es, Nahrung nicht in aller Ruhe zu mir nehmen zu können. Im Stehen essen, gar im Gehen? Niemals! Ich muss mich setzen, muss für ein paar Minuten mich allein dem Essen widmen können. Und – nicht minder wichtig – ich brauche ein Getränk. Nahrungsmittelaufnahme ohne dazugehöriges Fluidum missfällt mir. Sicherlich bin ich imstande, einen ganzen Döner ohne einen Schluck erfrischenden Getränks zu vertilgen, doch bevorzuge ich feuchtes Beiwerk, um mich nicht allzusehr ausdörren zu lassen.
Das allein reicht aus, um den Dönerkonsum zu verkomplizieren. Denn zunächst muss, sobald ich einen Döner oder etwas ähnliches besitze, eine Sitzgelegenehit gefunden werden. In der Zwischenzeit erfreut sich das Fladenbrot zunehmender Soßenfeuchtigkeit, und das Gemüse übt bereits fleißig Purzelbäume. Um vorbereitet zu sein. Denn sobald ich sitze, beginne ich zu essen. Natürlich, kaum habe ich die Alufolie entfernt, fällt mir ein, dass ich mein Getränk noch öffnen muss. Gar nicht so einfach, wenn die eine Hand dönerisiert wurde. Ich schaffe es trotzdem und muss, während ich genüßlich mein Essen verzehre, immer wieder innehalten, um einen Schluck zu mir zu nehmen.
Döner zu essen, ist nicht einfach. Ständig purzelt irgendetwas an der Seite heraus; die Soße quillt, das Kraut ergibt sich der Gravitation. Mit zusätzlicher Trinkbelastung entwickelt sich die Mahlzeit normalerweise zu einer kleinen Sauerei. Mich stört das nicht, solange meine Kleidung sauber bleibt. Alle anderen Spuren sind rasch getilgt.
Und doch ging ich einst dazu über, Dürüm zu bevorzugen. Zwar ist dieser – verglichen mit dem handelsüblichen Döner – zumeist ein wenig teuer, doch nicht weniger schmackhaft und – das ist besonders wichtig – dank seiner Form weniger kleckerintensiv. Es existiert einfach nur ein Bruchteil der möglichen Fläche, aus der Kraut, Gurken, Tomaten und Soße austreten können. Und kaum hat man die Flüchtlinge gesichtet, sind sie mit einen großen Happs vertilgt.
Allerdings ist Dürüm kein Allheilmittel. Auch hier schaffe ich es, mich zu besudeln, nicht zuletzt, weil die elende Alufolie prinzipiell Schwierigkeiten bereitet, sobald sie entfernt werden soll. Zuweilen habe ich silberne Stücken zwischen den Zähnen, oder das Glitzerpaket öffnet sich unten und gibt seinen Inhalt preis.
Aber wenn mich mal wieder die Lust überkommt, einen Haloumi zu essen, gern auch in Dürüm-Variante, dann kann mich kein potentielles Gekleckere aufhalten. Ich vertilge, mampfe – und nehme nebenbei immer wieder einen großen Schluck vom obligatorischen Getränk.
Als ich gestern nach Hause fuhr, überholte ich eine Radfahrerin. Ihr Tempo war durchaus akzeptabel, doch ich war gerade in Schwung, und so setzte ich an, an ihr vorbeizurauschen. Als ich aber nach links blickte, sah ich Erstaunliches: Die junge Frau, die mit nicht allzu kleiner Geschwindigkeit durch die Magdeburger Innenstadt radelte, hielt einen Döner in der Hand – und aß ihn. Whrend des Fahrens. Ich war beeindruckt. Ich könnte einen Dönner noch nicht einmal am stillsten Ort der Welt schadlos verzehren, doch sie aß ihn, auf dem Rad sitzend, durch die Gegend düsend.
Wow!, dachte ich sofort und gleich darauf ein zweites Mal: Auf ihrem Shirt war kein einziger Fleck.
Ein „Döner“ ist nicht mit dem Deutschtum zu vereinbaren.
REPLY:
Dann nenne ich es eben „gebackene Teigware mit Gemüse-Kraut-Füllung [und „Kraut“ ist ja wohl deutsch!] gepaart mit deliziösem Fleisch und/oder Käse“. Oder so.