Begegnungen 10: Wiese

Während ich über die Wiese lief, vernahm ich plötzlich ein Geräusch. „Quakquak“, tönte es, leise und piepsig.
‚Ein Frosch!‘, dachte ich ‚Ein winziger Frosch!‘ und wollte bereits damit ebginnen, den winzigen Frosch zu suchen, auf dass ich ihn nicht versehentlich zertrete. Doch Frösche im gras zu finden, ist bekanntermaßen nahezu unmöglich; also gab ich auf, bevor ich überhaupt begonnen hatte.

„Quakquak.“, hörte ich, und diesmal war ich mir sicher, dass es kein Frosch war. ‚Eine Ente!‘, dachte ich, ‚Ein winziges Entlein!‘ Begeistert begann ich zu suchen. Eine Ente konnte ja wohl nicht so schwer zu finden sein – es sei denn natürlich, sie war grün und fröschförmig.

Ich suchte. Suchte. Suche. Fand nichts.

„Quak.“, vernahm ich plötzlich, direkt vor meinen Füßen, doch nirgends war eine Ente zu sehen.
Noch nicht einmal eine Feder sah ich. Nur eine winzige kleine Blume.

„Quak.“, sagte die Blume leise. „Quakquak.“

Ich beugte mich zu ihr hinab.
„Wieso quakst du denn?“, fragte ich die Blume.
„Weil ich ein Gänseblümchen bin.“, piepste die Blume.
„Ein Gänseblümchen?“, fragte ich erstaunt, und das Blümchen wippte bestätigend mit ihrem weißen Blütenkopf.
„Aber du klingst eher wie eine Ente.“, sagte ich vorsichtig, und das Gänseblümchen seufzte.
„Ich weiß.“, sagte es. „Doch ich habe keine Ahnung, was für ein Geräusch eine Gans macht.“
Ich dachte kurz nach.
„Ich weiß es auch nicht.“, gab ich zu.
Das Gänseblümchen nickte traurig.

Wir schwiegen, und ich versuchte, mich daran zu erinnern, ws für Geräusche Gänse von sich gaben.
„Ich glaube“, sagte ich nach einer Weile. „dass das Wichtigste an Gänsen nicht ihr Geschnatter ist.“
Das Gänseblümchen horchte auf.
„Das Wichtigste an Gänsen ist, dass sie weiß, weich und äußerst hübsch sind.“
Ich lächelte zum Blümchen hinab.
„Und DAS bist du.“, sagte ich und ging weiter.