Als ich die Haustür hinter mir ließ, begegnete ich keiner Ameise. Sie saß nicht auf dem kleinen Stein rechts des Weges, dessen Form mich immer an einen Stegosaurus erinnerte, und schaute mich auch nicht neugierig an. Trotzdem fragte ich sie:
„Hallo, kleine Ameise. Was machst du denn hier?“
Die kleine Ameise antwortete nicht:
„Ich sitze.“
„Das sehe ich.“, sagte ich. „Doch du siehst so wartend aus.“
Die kleine Ameise, die überhaupt nicht auf dem Stein saß, zögerte kurz und setzte dann ihre Nichtexistenz fort.
„Ich warte.“, sagte sie dann nicht, denn abwesende Ameisen reden nur selten.
„Und worauf?“, wollte ich wissen.
„Auf den Sonnenaufgang.“, meinte die kleine Ameise nicht.
Ich schaute die kleine Ameise an, wie sie auf dem Stein fehlte, schaute dann zum Himmel hinauf und dann wieder zurück zur Ameise, die noch immer nicht anwesend war.
„Aber die Sonne ist schon vor Stunden aufgegangen.“, sagte ich.
„Ich weiß.“ Die kleine, nichtexistente Ameise nickte bedächtig. „Deswegen bin ich ja auch nicht hier.“
„Ach so.“, sagte ich und ging weiter.
Ein Gedanke zu „Begegnungen 35: Ameise“
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Was soll man da noch (nicht) sagen? 😀