Morgenwurm 55: Traum

Ich träumte. Der Wecker bemühte sich emsig, mich der Nacht zu entreißen, doch ich träumte, schuf innerhalb zweiminütiger Klingelpausen Halbromane und Skurrilwelten, die mit jedem Weckerläuten einen neuen Anfang fanden.

Also stand ich in irgendeinem Supermarkt an der Kasse, wartete zusammen mit meinem mexikanischen Kollegen M darauf, bezahlen zu können. Hinter M stand B, ebenfalls Kollege, aus Osteuropa stammend. Er hatte sich ein paar bereits braunende Minibananen und Eiskonfekt besorgt und legte seine Waren auf das Transportband. Das Eiskonfekt war nicht verpackt, bestand nur aus einzelnen Konfektstücken, nackt auf das Band geworfen.

Anscheinend hatten wir Mittagspause, doch was sich M und ich zur Nahrungsaufnahme ausgesucht hatten, war auch nicht besser. Angeblich war es Honigmelone, doch auf meinen Traum zurückblickend gestehe ich, dass die Schale viel zu dünn war für eine Melone. Und nicht nur das: Wir hatten von unseren Melonen bereits entscheidende Teile während des Einkaufens verspeist, so dass der freundlichen Kassiererin beim Abwiegen nichts weiter übrig blieb, als zu schätzen. Dass sie mein Melonengewicht verdoppelte, traf es ziemlich genau. Doch sobald ich bezahlen wollte, hatte sich M sich in zwei Personen verwandelt: In Michaela und Ute, auch als @frauenfuss und @UteWeber bekannt.

Michaela lud, offenherzig wie sie nun einmal ist, mich dazu ein, die Mittagspause in Utes Domizil zu verbringen. Nur leise sollte ich sein, denn die beiden Kinder schliefen.

Ich ließ B, Supermarkt und Lärm zurück und betrat die Wohnung. Nach einem kurzen, hellen Eingangsbereich, der mit bunten Elementen gespickt war, die eindeutig auf das Vorhandensein von Kindern hinwiesen, kamen wir in einen Vorgarten. Mein Traum konnte sich nicht entscheiden, ob er gläsern überdacht war oder sich unter freiem Himmel befand. Sicher war, dass auf einem saftiig grünen Wiesenstück eine Matte lag, die schon fast eine Matratze war. Diese wiederum wusste nicht, ob sie eierschalgelb oder himmelblau sein wollte, doch präsentierte sie sich sehr einladend. Ute und Michaela waren bereits vorausgegangen, als der Wecker mal wieder klingelte und den Traum zerriss.

Ich seufzte innerlich und stand auf. In meinem Kopf wartete bereits ein Ohrwurm, mich zu begrüßen

Sentenced – Aika Multaa Muistot