Ente

„Weil letztlich alles, jeder Organismus dieses Universum, miteinander verbunden ist.“ Die Ente glitt langsam auf den Rand des Teiches zu. Sie hatte mehr als fünf Minuten ununterbrochen geredet und war mir immer näher gekommen, sowohl mit ihrem eigenen, federweichen Körper, als auch mit ihren Gedanken, den Weisheiten, die in sprudelnden Strömen aus ihr herauszufließen schienen.
„Du musste dich einfach nur für Liebe und Schönheit öffnen.“, sagte sie, dann schwieg sie nachdenklich. Ich nickte langsam, erfüllt von Wärme und Wonne, erfüllt mit dem Wissen, Gutes in mir zu bergen, und dem Wunsch, es hinaus in die Welt zu tragen. Es war, als hätte sich in mir eine Tür geöffnet, als erblühten plötzlich tausende Wege vor meinen Füßen.
Die Ente sprach wieder, diesmal leiser, wärmer, ließ ihre Stimme sanft in meine Ohren schmelzen.
„Vielleicht reicht es schon, die Augen zu öffnen und die kleinen Dinge zu sehen. Sie zu genießen.“
Sie blickte zu mir hinauf.
„Die Weidenkätzchen an den Ästen, die Reflektion der Abendsonne in den Fenstern des Rathauses, die Spongebob-Krawatte des Busfahrers.“
Ich nickte erneut. Hätte die Ente am liebsten umarmt.
„Das Summen der Hummeln, das Kind mit dem Roller, die Ente auf dem Teich, deren Worte du nicht verstehst.“
Sie blickte mir in die Augen, und ich glaubte, einen Schimmer von Trauer in ihnen zu erkennen.
„Enten können nicht reden, mein Freund, und werden dir niemals tiefgreifende philosophische Weisheiten offenbaren können.“
Ich nickte ein weiteres Mal und blickte auf die Ente, die mir plötzlich wunderschön erschien. Es war, als ginge ein Leuchten von ihr aus und hüllte sich wärmend um meine Gedanken.
Sie quakte kurz, tauchte unter, und ich wünschte, ich hätte mich irgendwie mit ihr unterhalten können.
Dann ging ich weiter und genoss das Licht der Abendsonne, das sich in den Rathausfenstern spiegelte.