Aus hautfarbener Götterspeise

Meine Nase trieft. Es könnte schlimmer sein, aber muss nicht. Schließlich kratzt auch mein Hals, reizt mich immer wieder dazu, kraftvoll und aus tiefster Kehle zu husten. Und bei jedem Huster versucht mein ohnehin schmerzender Schädel zu explodieren. Es gelingt ihm nicht, doch die kontinuierliche Gegenwehr raubt meinem restlichen Körper die Kraft. Arme und Beine fühlen sich an, als hätte ich sie aus hautfarbener Götterspeise gefertigt, meine Finger scheinen zu zittern, obgleich ich ihnen das nicht anzusehen vermag.

Interessanterweise kann ich den Zeitpunkt, zu dem ich mir diese Erkältung einfing, relativ präzise bestimmen: eine Party, die ich insbesondere trotz der dort Anwesenden, ihrer Gespräche und Bemerkungen – und trotz der herrschenden [emotionalen und echten] Temperaturverhältnisse – als einigermaßen annehmbar in Erinnerung habe, was allerdings vorrangig der Nahrungsmitteleigenversorgung und dem Unterhaltungswert eines dort angelesenen Buches zuzuschreiben ist.

Und so stellt sich die Frage, ob mein unguter Gesundheitszustand einfach nur die logische Konsequenz einer nicht minder unguten Feierlichkeit darstellt, sozusagen eine nachwirkende, erwartbare Begleiterscheinung, oder ob die Erkältung eine Art hämischen Nachtrag, einen strafenden Kontrapunkt zu meinem Prä-Party-Optimismus, zu meinem illusorischen Glauben, diese Zusammenkunft werde sich trotz allem irgendwie als nett herausstellen, sein soll.

Vielleicht ist die Erkältung aber auch einfach nur eine Erkältung, und ich wäre gut beraten, sie im Bett auszukurieren, statt mir unnütz-alberne Erklärungsversuche aus den Zitterfingern zu saugen.

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