„Du bist zu spät.“, zwitscherte die Amsel.
„Was?“, fragte ich, war ich es doch nicht gewöhnt, morgens um halb sieben von Singvögeln angesprochen zu werden.
„Du bist zu spät.“, wiederholte die Amsel. „Wenn du vier Minuten früher gekommen wärst, hättest du es noch erwischt.“
„Wen erwischt?“, fragte ich, denn ich verstand wieder einmal überhaupt nichts.
„Das Eichhörnchen. Das blaue Eichhörnchen mit dem lila Fell, das aus rosa Pünktchen besteht.“, erklärte die Amsel.
„Was ist denn das für ein komisches Eichhörnchen?“, wunderte ich mich. „Das hätte ich ja gerne gesehen.“
„Aber du bist zu spät.“, erklärte die Amsel.
„Sieht so aus.“
„Viel zu spät.“
„Ja, ich hab’s verstanden.“, seufzte ich.
„Jetzt musst du mit mir vorlieb nehmen.“, sagte die Amsel und ergänzte. „Ich sehe aber nicht so spannend aus wie ein blaues Eichhörnchen mit lila Fell, das aus rosa Pünktchen besteht.“
„Aber du redest.“, widersprach ich. „Das gibt es auch nicht so oft.“
Die Amsel schwieg, blickte in die Ferne, als dächte sie nach, und schwieg weiter.
„Außerdem bist du eine außergewöhnlich hübsche Amsel.“, ergänzte ich.
Die Amsel sah mich an, tschilpte kurz, hüpfte drei Schritte nach vorn und blickte wieder in die Ferne.
So schwiegen wir: eine tatsächlich äußerst hübsche Amsel, ein abwesendes blaues Eichhörnchenmit lila Fell, das aus rosa Pünktchen bestand, und ich, der unausgeschlafen über eine Wiese lief und mit Tieren redete.
Nach einer Weile schüttelte ich den Kopf, wie um einen merkwürdigen Traum abzuschütteln,
„Amseln können gar nicht reden.“, murmelte ich. „Wahrscheinlich habe ich mir das alles nur eingebildet.“
„Ja, das hast du.“, sagte die Amsel und flog davon.