Begegnungen 43: Rhabarber

Als ich heute Morgen das Haus verließ, strahlte die Sonne bereits in fröhlichster Wonne auf mein Haupt, Ich schmunzelte vergnügt, und anstatt mich zu beeilen, rasch auf Arbeit anzukommen, schlenderte ich auf dem Weg zur Bahn gemütlich durch den mit fleißig zwitschernden Vögeln gefüllten Park. Dann sah ich den Rhabarber.
„Rhabarber!“, rief ich verwundert aus. „Mitten im Park!“
„Gemeiner Rhabarber, um genau zu sein.“, verbesserte der Rhabarber. „Rheum rhabarbarum.“
„Ach.“, sagte ich.
Der Rhabarber nickte. „Genau so heiße ich.“
„Toll! Und was machst du hier mitten im Park?“, fragte ich den Rhabarber.
„Ich denke nach.“
Ich schaute etwas verdutzt, und bevor ich die Frage ausgesprochen hatte, begann der Rhabarber bereits, sie zu beantworten:
„Über meinen Namen.“
Mein verdutzter Blick hielt an, und der Rhabarber erklärte:
„Ich mag meinen Namen nicht. Überhaupt nicht, um genau zu sein. Noch nicht einmal ein bisschen.“
„Warum denn nicht?“
„Weil niemand den Namen schreiben kann. Selbst die schlauesten Leute schauen vorher bei wikipedia oder im Wörterbuch nach, bevor sie sich sicher sind, wie mein blöder Name geschrieben wird.“ Der Rhabarber seufzte. „Und das nervt.“
„Ich verstehe.“, sagte ich mitleidig.
Der Rhabarber stand eine Weile still und sagte nichts. Dann blickte er mich an und grinste.
„Ich heiße nicht länger Rhabarber!“, verkündet er stolz. „Ab jetzt heiße ich Peter!“
„Aber das ist MEIN Name!“, rief ich noch, doch Peter hatte sich bereits meinen Aktenkoffer geschnappt und rannte in Richtung Haltestelle.