Begegnungen 44: Grashüpfer

Als ich heute Morgen zur Bahn rannte, begegnete ich einem Grashüpfer.
Verwundert hielt ich inne.
„Was machst du denn hier?“, fragte ich.
„Ich hüpfe durchs Gras.“, sagte der Grashüpfer. „Ich bin nämlich ein Grashüpfer.“
„Ach.“, sagte ich.
„Grashüpfer hüpfen durchs Gras.“, erklärte der Grashüpfer.
„Interessant.“, sagte ich. „Aber hier ist gar kein Gras. Nur Kies.“
„Nee, kann nicht sein.“, sagte der Grashüpfer und schüttelte mit dem Kopf. „Ich bin doch ein Grashüpfer. Und Grashüpfer hüpfen durchs Gras.“
Der Grashüpfer machte eine dramatische Pause.
„Aber niemals hüpfen Grashüpfer durch Kies. Niemals! Dann wären wir ja keine Grashüpfer, sondern Kieshüpfer, und alles geräte durcheinander, und ich bekäme Kopfschmerzen.“
„Das hier ist aber Kies.“, sagte ich, bewegte meinen Fuß und ließ den Kies unter meinen Sohlen knirschen.
„Nee.“, sagte der Grashüpfer. „Das ist Gras. Ich bin doch ein Grashüpfer.“
„Und Grashüpfer hüpfen durchs Gras.“, ergänzte ich.
„Jup.“, nickte der Grashüpfer fröhlich.
„Dann ist der Kies unter meinen Schuhen in Wirklichkeit Gras?“, fragte ich.
„Da bin ich mir ganz sicher.“, bestätigte der Grashüpfer. „Ich bin schließlich ein Grashüpfer. Ich kenne mich da aus. Schließlich …“
„… hüpfen Grashüpfer durchs Gras.“, fiel ich ihm ins Wort.
Der Grashüpfer strahlte. „Stimmt genau.“
Ohne weitere Worte abzuwarten, hüpfte er davon.
„Mach’s gut.“, murmelte ich und setzte meinen Weg fort zur Bahn. Der Kies unter meinen Sohlen knirschte noch ein bisschen, dann hörte er damit auf, fühlte sich plötzlich weicher und irgendwie grüner an.
„Vielleicht hat der Grashüpfer ja recht.“, überlegte ich und lief vergnügt durchs Gras.