Robbie Williams und ich

Robbie Williams und ich saßen auf einem Stein, der aus den fonflatter-Comics hatte stammen können. Robbie wirkte abwesend, und es scheute mich, ihn auch nur in Gedanken als „Robbie“ zu bezeichnen. Wir kannten uns ja gar nicht, und auch der Umstand, dass ich ihn interviewen wollte, brachte uns nur unwesentlich näher.

Als er zu sprechen begann, verflüchtigten sich meine Bedenken. Er war freundlich und offen, antwortete, ohne dass ich meine Stimme zu einem Fragezeichen erheben brauchte, und auch wenn seine Gedanken niemals völlig bei uns zu sein schienen, plauderten wir eher, als dass wir ein Interview führten.

Ich kann mich nicht daran erinnern, viele Fragen gestellt zu haben, weiß nur, dass kein Zettel auf meinem Schoß lag, keine vorbereiten Stichworte irgendwo in meinem Kopf gespeichert waren, um im richtigen Augenblick auf meine Zunge zu springen. Ich hatte keine Ahnung von dem, was ich tat, war reichlich ungeeignet für meine Aufgabe. Fragen stellte ich generell ungern, mein Interesse für Robbie Williams war gering, und ohnehin erzählte ich viel lieber von mir selber, als dass ich andere aushorchte.

Also erzählte ich. Ich erzählte von meinem geringen Interesse an Popmusik im Allgemeinen, davon, dass ich Take That zwar ganz akzeptabel gefunden hatte, dass sie mich aber nie begeistert und ergriffen hatte und dass auch Robbies Ausstieg für mich frei von Dramatik war. Ich gestand auch freimütig, keine große Ahnung von ihm zu haben, nur eben die Songs kannte, die jeder kennt, und dass ich ihn und sie irgendwie auch mochte und respektierte, aber nicht als bedeutsamer Teil meines Lebens erachtete.

Doch weder er noch ich hielten das für wichtig. Wir redeten über andere Dinge. Ich bewunderte seinen sauber ausrasierten Bart, und er empfahl mir mit überzeugender Begeisterung seinen Rasierer, den Osram X72.

Wir befanden uns auf einem riesigen Platz, und an uns gingen Leute vorbei, die Robbie nicht zu erkennen schienen. Sie waren verschwommen, als fehlte ihnen an Tiefenschärfe, als hätte eine Kamera mit kleiner Blendenöffnung ausschließlich uns fokussiert.

Das Gespräch plätscherte dahin. Ich notierte nichts, lauschte Robbies Erzählungen, glaubte wachsende Verbundenheit zu erkennen und gab selbst ein paar unterhaltsame Belanglosigkeiten zum Besten.

Irgendwann verabschiedeten wir uns, wissend, dass dieses Gespräch nichts bedeutete, und ich wachte auf.