Zorn

Schreie branden gegen meine zusammengepressten Lippen, zerbersten tonlos an den Mauern meines Mundes. Ich schlucke sie, presse sie nieder, zerknirsche sie mit stampfenden Zähnen. Drohend ragen mir Wangenknochen aus dem Anlitz, meine Sirn faltet sich in finstere Furchen. Rastlos tasten meine Hände über Tische, Stühle, zitterten begehrlich, erfüllt vom Wunsch nach Zerstörung. Meine Finger formen Fäuste, suchen Ziele, Mauern, Namen.

Mein Mund öffnet sich. Tiefer und tiefer ziehe ich Luft in meine Lungen, schwelle an, lasse sie gehen. Einmal, dreimal. Die wallenden Wogen sinken langsam nieder, meine Finger glätten sich zu sanfter Fläche. Ich halte inne, versuche, unter allen Stürmen mich zu finden, atme.

Eine Frage erreicht mich.

Schüchtern erklimmt ein Lächeln meine Mundwinkel, die Knochen ziehen sich in meinen Schädel zurück. Meine Worte sind ruhig, besonnen, doch nicht frei von Zittern, entschweben den Wirren, die noch immer in mir brodeln.
Langsam kehre ich zurück.
Zu mir.
Zur Welt.