Rot, alles Rot. Das Navigationsgerät sprach mit deutlichen Bildern. Stau nahte, massiver Stau, und es gab nur wenige Optionen. Bleiben, stehen und schimpfen – oder abfahren, auf’s Land, ins Unbekannte.
Abenteuer!, dachte ich grinsend und fuhr ab.
Ich war nicht der einzige Abenteurer, und kraftlose Tentakel des Autobahnstaus erfassten auch die Landstraßen. Mein Auto schlich dahin, wackelte durch Kopfsteinpflasterdörfer, Baustellenampeln und enge Kreisverkehre, kämpfte sich frei und warf mich schließlich, endlich!, in höhere Gänge, aufs Land, zwischen Felder und Wälder. Das Gefährt raste dahin, trieb nach vorn. Doch kaum waren die Drehzahlen ausreichend angewachsen, warf sich Schönheit vor meine Augen, und in mir drängte es nach wieder Stillstand, nach Innehalten und Einatmen:
Nebelschwaden wälzten sich wohlig auf den Äckern, schlängelten sich zwischen Stämmen hindurch, verspeisten genießerisch Büsche und Getreide, Gepflanz und Getier gleichermaßen. Hinter mir erhob sich gülden die Sonne aus tiefem Schlaf, lenkte ihr Licht auf die samtgrauen Bodenwolken, entlockte ihnen schwammige Silhouetten von Bäumen und Gebäuden. Links und rechts der Straße wogte weich das Nebelmeer, gebar mich aus seiner Mitte, eine Insel dröhnender Eile.
Halt inne!, rief der Moment, verweile!. Doch ich schüttelte den Kopf, preschte voran, hinein in die Schwaden, durch unbekanntes Land, den Sonnenaufgang im Rücken, der wärmend die Fahrtrichtung bestätigte.