treibgut

vielleicht ist es das fehlen von licht, das fehlen eines halts, das mich willenlos, planlos, durch das weltgefüge treiben läßt.

bedenke ich frühere zeiten, so war in jeder noch so trüben stunde stets ein leuchten, eine flackernde kerze in meinem geiste vorhanden, deren glanz noch so illusorisch, deren wärme noch so sehr erträumt sein konnte – sie gab mir kraft, sie gab mir hoffnung. ich krallte mich an gedanken, die schöner waren als die wirklichkeit, schöpfte aus diesen glauben und den mut, weitergehen, weiterleben zu wollen. irgendwie schien es trotz allem immer einen pfad für mich zu geben, an dessen ende die möglichkeit betsand, alles könnte endlich gut werden.

doch nun treibe ich durch die gezeiten und habe zuweilen das gefühl, nichts und niemand könnte mich noch berühren, mich noch erkennen, glaube, mich selbst zu verlieren, planlos und ohne richtung. im meinem kopf herrscht leere. das letzte leuchten ist verschwunden, entwich, ließ nur ödnis zurück.

erinnerungen bemächtigen sich meiner, wieder und wieder, locken ein lächeln aus den abgründen meines herzens hervor, gedenken dem, was war. doch mit ihnen perlt auch das wissen hervor, das schreckliche wissen um die wahrheit, um die tatsache, daß die erinnerungen solche bleiben werden und eine rückkehr unmöglich ist.

vielleicht ist es dieses wissen, das mich dumpf umhertreiben läßt, vielleicht aber auch die gewißheit, daß ich gar nicht zurück möchte, daß ich die vergangenheit als solche zu betrachten wünsche, mich an ihr lächelnd labe, doch sie nicht länger erneut herbeisehne. vielleicht verlor ich mein licht, als ich aufhörte, mich zurückzusehnen.

die zukunft blickt mich an, scheint mir unendlich leer. zwar flüstern aus allen richtungen leise stimmen von möglichkeiten und vielfalt meiner wege, doch vernehme ich nur ein atemloses gebrummel, ein tonloses geräusch, das mich abstumpfen und das kommende vergessen läßt. was sein wird, interessiert mich nicht, interessierte mich noch nie.

nun, da die vergangenheit unerreichbar in meinem bewußtsein verschwand, nur noch glitzernde schatten auf die gegenwart wirft, nun, da die zukunft brach liegt, doch kein schimmern zu offenbaren weiß, nun, da ich mir weder ein rückwärts noch ein vorwärts verbleibt, ward ich gefangen, gefangen in einem moment, aus dem es kein entrinnen gibt.

wie ein roboter schreite ich voran, nehme atemzug um atemzug, schritt für schritt, lebe im wind des derzeitigen, haltlos, seelenlos. mein lächeln gefror, mein blick weist nach unten, zu boden, betrachtet mein starres verharren im jetzt, den vergeblichen versuch, weiterzueilen, aufzublicken, mir selbst zu entfliehen.

vielleicht bedarf es nur eines neuen lichtes, eines neuen halts, um mich von neuem zu bewegen, anzutreiben, mit willen und kräften zu erfüllen, mir ein lächeln zu schenken, das mich wärmt und tröstet, das mich hoffen läßt und glauben, das die liebe in mir erneut entstaubt und mir die augen öffnet für die schönheit meines lebens. vielleicht…