Schneereste

Auf dem Asphalt kleben letzte Reste alten Schnees.
„Wie vergessene Plastiktüten.“, denke ich.

[Im Hintergrund: Janus – „Winterreise“]

Menschen 21: Geflüstert, gefaltet, verloren

Hinter mir stehen zwei Frauen an der Kassenschlange: Mutter und Tochter. Die Tochter, die selbst längst Mutter ist, zählt ihre Weihnachtseinkäufe auf, erklärt, wer warum welche Geschenke erhalten wird. Plötzlich senkt sie ihre Stimme:
„Der Bademantel hat nur acht Euro gekostet.“
Es war fast, als schämte sie sich ihres Preisbewußtseins, als wäre es verpönt, Sonderangebote zu nutzen.

Im Elektrofachmarkt beobachte ich einen Mann, der versucht, mit einer Verkäuferin zu flirten, indem er das vor ihr stehende „Sie hören gerade“-Album von Xavier Naidoo in die Hand nimmt, auseinanderfaltet und betrachtet, während sie begeisterte Kommentarfluten über die Musik in seine Richtung entläßt. Als der Wortschwall verebbt, versucht der Mann vergeblich, das Album wieder ordnungsgemäß zusammenzufalten, schafft es auch nach mehreren Anläufen nicht, den Anfangszustand wiederherzustellen, knickt es dann so, daß es in seinen Augen richtig aussieht, und verabschiedet sich. Mitleidig betrachte ich das Ergebnis seiner Bemühungen: schmerzhaft falsch gefaltet und verdreht – im Namen der Liebe..

An der Tür der Straßenbahn steht ein kleines Mädchen mit rosa Schal und weißer Wollmütze. Es starrt mit großen Augen zu mir herauf, schenkt mir ihr vollstes Interesse. Die Bahn hält, und das Mädchen steigt an der Hand ihrer Mutter aus. Ihre Blicke lassen mich nicht los, betrachten mich bewundernd, fragend. Auch ich trete ins Freie, sehe ihr nach. Im Haltestellenmenschgewimmel verliert sie mich, und während ihre Mutter sie eilig hinter sich herzieht, streifen ihre Blicke durch die Gegend, auf der Suche nach mir, der nicht weiß, warum.

[Im Hintergrund: Janus – „Winterreise“]

FFFfF: Der Schal

Es ist erstaunlich. Noch immer schaffte ich nicht, die nicht-ganz-eintägige Verspätung, die mir durch diverse Geschehnisse entstand, auszumerzen. Nicht, daß ich darum kämpfen müßte, täglich einen neuen Comic zu zeichnen. Damit habe ich kein Problem, und ich bin stolz darauf, seit dem 20. September jeden Tag einen Comic veröffentlicht zu haben. Allerdings müßte ich jetzt zwei an einem Tag zeichnen, um den Rückstand wieder aufzuholen und Punkt Mitternacht den Comic des neuen Tages online stellen zu können. Das wiederum ist schon schwieriger.

Aber es beschwert sich ja niemand. Das ist gut und schlecht zugleich.
Gut, weil es zeigt, daß es entweder keine Rolle spielt, ob ich nun mal Verspätuzng habe oder nicht, oder daß so viel Vertrauen herrscht, daß niemand bezweifelt, daß der tägliche Comic auch täglich erscheint.
Schlecht, weil ich das Gefühl haben könnte, es sei egal, ob ich nun täglich oder montatlich [oder gar nicht] zeichne.

Heute jedenfalls erscheint wieder ein neuer „Fledermaus Fürst Frederick fon Flatter“-Comicstrip, die Nummer 77 übrigens.

Und so.


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Gleichnis

Ein befremdliches Gleichnis, das mich soeben befiel:
Während sich die Deutschen einst von einem eindeutig nicht-arischen Mann sagen ließen, welche Rasse die bessere sei, lassen wir heute Dieter Bohlen darüber entscheiden, wer singen kann…

[Im Hintergrund: Chase The Dragon – „Admit“]

Tageswort Nr. 32: Eigenassoziation

Eigenassoziation, die:
Während eines Gespräches stattfindende Gedankenverknüpfungen im eigenen Kopf, die ein soeben berichtetes Geschehnis noch während der Ausführungen mit weiteren verknüpft und somit eine Kette von erzählbaren Ereignissen erwirkt, die bei fehlender Unterbrechung in einen Monolog münden und den Gesprächspartner zum unbeteiligten Zuhörer degradieren lassen kann.