FFFfF: Zwei Regeln

Heute nicht nur auf den letzten Drücker, sondern auch noch aus der Konserve: Da ich gerade etwas gesteßt und übermüdet bin, habe ich keien Nerven gehabt, mir einen Fred-Comic auszudenken. Ich griff also auf meine inzige Reserve zurück, die -das sei zugegeben – nur eine Abwandlung eines bereits existierenden Spruchs ist.

Ich hoffe, der Comic gefällt trotzdem…

Und so.


[Bild klicken für eine geringfügige Vergrößerung.]

P.S: Antje, ich bitte um Verzeihung für eine nicht ausreichende Würdigung!

Die Satanrente

Ich gebe zu, das Bild ist etwas klein. Doch trotzdem kann man erkennen, was mich heute verwirrte:

Logo Volkskrente

Sehe nur ich in der Mitte des Volksrente-Logos ein Kreuz?

Ich halte die kombination „Kreuz“ und „Rente“ nicht unbedingt für die beste Marketingidee wo gibt. Erst recht nicht, wenn es sich offensichtlich um ein umgedrehtes Kreuz handelt…

[Im Hintergrund: Nile – „Black Seeds Of Vengeance“]

Nett

In seinen Augenwinkeln bemerkte ich Lachfältchen, ungewohnt ausgeprägt und zahlreich für sein Alter, das ich – in solchen Fragen oftmals unsicher – auf Mitte Zwanzig schätzte. Die Lachfältchen wußten bereits eine Geschichte zu erzählen und stimmten mich fröhlich.

Sein Gesicht war gepflegt, dessen Behaarung ebenso. Sein Lachen war echt und ansteckend, offenbarte weiße, mustergültige Zahnreihen. Ein modischer Kurzhaarschnitt und unaufdringliche, jedoch zeitgerechte, stilbewußte Kleidung komplettierten das Bild.
Es gab keinen Grund, ihn unsympathisch zu finden – sah man von seiner Freundlichkeit ab.

Jeden neu eintreten Straßenbahnbahnnutzer strahlte er vergnügt, mit funkelnden Augen an, grinste fröhlich und grüßte. Seine hohe, mit Speichel getränkte Stimme verriet ihn, die übertriebene Hektik seiner Gesten vernichteten den gewonnenen Positiv-Eindruck:
Der Verstand des jungen Mannes weilte abseits normalen Denkens.

Doch er lächelte, lächelte und grüßte und fand Gefallen dran, sich umzudrehen und seinen Hintermann zu fragen, wohin er unterwegs sei. „Nach Hause?“ Der Hintermann nickte, wollte sich nicht auf das Spiel [denn mehr schien es nicht zu sein] einlassen. Zufrieden mit der knappen Antwort drehte sich der junge Mann um und versuchte die Aufmerksamkeit des an der Tür stehenden Kindes erwecken: „Hallo!“ rief er durch die Straßenbahn, steht kurz auf, um dessen Pullover zu berühren und sich – nach beharrlicher Ignoranz seitens des Kindes – wieder zu setzen – jedoch ohne jede Spur von Enttäuschung.

Als ich die Straßenbahn betrat, begrüßte er auch mich, verriet den Eindruck, den sein normales Äußere erweckte, schnell durch unnormales Verhalten. „Hi!“, grüßte ich zurück und lächelte ihm zu. Er griff meinen Arm, ohne mich meiner Bewegung zu entreißen. Und noch bevor ich Überraschung zeigen konnte aufgrund der fast aufdringlichen Annäherung, war ich bereits vorbei, hatte mich schräg hinter ihm plaziert.

Ich sah ihm zu, wie sein Frohsinn, seine Offenheit, von den verwirrten Gesichtern der Fahrgäste abprallte, wie er sich nicht entmutigen ließ, auch noch den nächsten Einsteigenden zu begrüßen, den nächsten Aussteigenden zu verabschieden.

‚Warum nicht?‘, dachte ich und überlegte, ob nicht wir Normalen es waren, die sich unnormal verhielten. Warum grüßten wir einander nicht, lächelten einander nicht zu, auch ohne uns zu kennen? Warum setzten wir und auf engsten Raum nebeneinander, ohne uns füreinander zu interessieren, versteckten uns hinter Kopfhörern und Büchern, hinter Schweigen und Blicken aus dem Fenster und versuchte, möglichst nicht da, nicht in dieser Straßenbahn zu sein, durch die anderen Mitfahrenden hindurchzusehen, als wäre niemand von uns wirklich existent?

Mir fiel es schwer, den Zeilen des Buches auf meinem Schoß zu folgen; immer wieder lugte ich zu diesem jungen Mann, den als „zurückgeblieben“ zu bezeichnen ich nicht wagen würde, erfreute mich seiner nie endenen Fröhlichkeit, als könnte sie sich auf mich übertragen.

‚Gern würde ich die Welt einmal durch seine Augen betrachten.‘, dachte ich, einen Gedanken aufgreifend, den ich schon früher in meinem Schädel gefunden hatte:
Vielleicht ist zuweilen besser, dumm zu sein und davon nichts zu wissen.

Meine Ausstiegshaltestelle näherte sich. Ich klappte ich mein Buch zusammen und stand auf. Bewußt wählte ich den Weg zur Tür an ihm vorbei, wollte keiner Feigheit, keiner Ignoranz frönen. Als er, um mich zu verabschieden, seine Hand ausstreckte, ergriff ich sie.
„Mach’s gut.“, sagte ich lächelnd und stieg aus.

Durch die sich schließenden Türen vernahm ich noch seine Worte, an den Hintermann gerichtet:
„Das war aber ein netter Mann.“

[Im Hintergrund: Die Apokalyptischen Reiter – „All You Need Is Love“]