FFFfF: Krawatte

Ich bin mal so frei und schicke an dieser Stelle freundlichste Grüße an Mandy, die dafür sorgte, daß der heutige Comic wieder so spät veröffentlicht wird. Dafür jedoch nahm sie mir auch meine Ideenträgheit und ist somit partiell verantwortlich für den Inhalt des heutigen und des morgigen Fred-Comics. Letzterer existiert allerdings bisher nur in meinem Schädel…

Und so.


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P.S: Ich verspreche, daß der morgige Comic mal ausnahmsweise nicht erst kurz vor Tagesende veröffentlicht werden wird…

[Im Hintergrund: The Dresden Dolls – „Yes, Virginia“]

Menschen 24: Am Spielautomaten

Beim Dönermenschen [Das Wort Türke klingt, obgleich es nur eine Länderzugehörigkeit liefert, irgendwie abwertend.] finde ich mich, die Angebotstafel studierend. ‚Dürüm hatte ich noch nie, ist allerdings teurer als ein normaler Döner.‘
Noch bevor ich entscheidungsfindend meine Bestellung aufgeben kann, werde ich vom Ladenbesitzer freundlich in die richtige Richtung geschubst: „Döner zum Mitnehmen?“ Ich strahle ihn an: „Ja.“

Während der Türke [Jetzt habe ich es doch getan.] seinem Nahrungsmittelzubereitungswerk nachgeht, sehe ich mich um, interessiere mich nicht für die beiden Mädels, die, in unspannende Profanunterhaltung vertieft, sich ihre Mahlzeit in die Schädel stopfen. Am Glücksspielautomat [In Magdeburg scheint es üblich zu sein, daß nahezu jeder Dönerladen einen solchen besitzt.] steht ein vielleicht Fünfzigjähriger, der mit monotoner Gestik immer wieder auf die einzelen Knöpfe haut, den Automat teilnahmslos bedient, ohne daß das Spielprinzip für mich durchschaubar würde. Er kennt sich aus, doch verspielt desinteressiert sein Guthaben.

Erst als ich bemerke, daß der Mann überhaupt nicht auf die rotierenden Fruchtsymbole achtet, werde ich stutzig, erkenne sein Gesicht wieder: Es ist der Blinde, dem in hin und wieder begegne, während er auf seine Straßenbahn wartet und Umstehende bittet, ihm die Nummer der gerade ankommenden mitzuteilen. Ein Blinder, der Glücksspielautomaten nutzt. Ich bin beeindruckt.

Um meine Vermutung zu bestätigen, suche ich seinen Stock, doch entdecke ihn nicht. Dafür jedoch fällt mir nun auf, daß er gespannt den Piep- und Dudelgeräuschen lauscht, die dem AUtomaten entweichen, um zum offensichtlich richtigen Zeitpunkt auf die Taste zu hauen. Seine Tastenbedienung wirkt rabiat, doch soll vermutlich nur die Wirksamkeit seines Tastendrucks sicherstellen.

Der Dönermann wickelt mein Abendbrot ein, und der Blinde greift seinen Stock, der doch in der Ecke gestanden hatte, geht mit kleinen Schritten in Richtung Ausgang, sich vom Ladenbesitzer verabschiedend: „Meine Bahn kommt gleich.“ Während ich mich bemühe, nicht da zu sein, mich an den Thresen zu pressen und somit nicht im Weg zu stehen, bemerke ich, wie einsam und traurig er aussieht.
„Bis morgen.“, meint der Dönermann, als wolle er meine Feststellung bestätigen.

Am Tisch tuscheln die Mädchen: „Der war ja blind!“. ‚Blind‘, denke ich, ‚aber nicht taub.‘, denn noch immer steht er in der Tür.

Ich erhalte meinen Döner, bezahle, verabschiede mich und sehe den Blinden, wie er sich am Rand des Fußwegs plaziert und auf seine Bahn wartet.
Es sieht nicht so aus, als würde sie bald kommen.

[Im Hintergrund: The Dresden Dolls – „Yes, Vorginia“]