Auf dem nächtlich Heimweg wurden wir Radfahrenden von einem Auto überholt, aus dessen Fenstern grölende Oberkörper ragten, die uns im ersten Moment einen Schreck einjagten, im zweiten allerdings ein abwertendes Augenrollen verursachten. Prolls, eben. Oder Fußballfans. Oder wasauchimmer.
Das Auto raste vorbei, wir hörten es klackern, ich sah es zuerst: Ein Handy war aus dem Grölwagen auf die Straße gefallen, und nachdem ich vorsichtig nach eventuell vorbeidüsenden Autos Ausschau gehalten hatte, hielt ich es auch schon in meiner Hand.
Der Grölwagen stand unterdessen an der nächsten Ampel, und ich schwang mich aufs Rad, die Handyverlierer noch zu erwischen. Doch kein Gestikuliren oder Schreien half: Bei Grün düsten die Oberkörper samt ihres Gefährts davon.
Wir untersuchten das Mobiltelefon. Der letzte Anruf war vor wenigen Minuten eingegangen, doch das Handy-Guthaben reichte nicht aus, um irgendwen, der den Besitzer kennen könnte, vom Fund zu informieren.
Plötzlich kehrte der Grölwagen zurück. Unweit von uns hielt er auf einem Parkplatz, doch schien es nicht so, als ob das verlorene Handy der Grund dafür gewesen war. Vielmehr vermtuete ich ein allgemeines Sammeln an ebenjener Lokation. Das muss ich mir zunutze machen, dachte ich. Schließlich wollte ich nicht mitten in der Nacht von einem Telefonklingeln geweckt werden, bloß weil der Besitzer das Fehlen seines technischen Geräts bemerkt hatte.
Ich raste also über eine Wiese den Abhang hinab. Auf dem Parkplatz stiegen gerade die Insassen aus dem Grölwagen.
„Ihr habt ein Handy verloren.“, meinte ich plump.
„Wie haben dich schon gesucht.“; kam es zurück.
Gesucht?, dachte ich. Davon war wenig zu spüren gewesen. Doch ich schwieg und überreichte das gefundene Mobiltelefon. Ein Laut kam zurück, den ich wohlwollend als genuscheltes Danke interpretierte.
Wortlos kehrte ich zu den meinigen zurück und schließlich heim.