Der Hase und der Igel

Der Hase, der einst einen Igel zum Wettlauf aufgefordert und aufgrund eines Tricks verloren hatte, war geflüchtet. Nicht, weil andere Waldbewohner ihn verspotteten oder der Igel ihn hämisch angrinste, sobald er ihn sah. Nein, Herr Igel selbst hatte gleich nach dem Wettlauf alle Zuschauer und Wettkämpfer zu sich eingeladen, wo Frau Igel, die Herrn Igel überraschend ähnlich, leckersten Tee und feinste Gebäck kredenzte.

Nein, der Hase war geflohen, weil er noch immer davon überzeugt war, der Schnellste zu sein. Und weil er es beweisen wollte. In diesem Wald würde niemand mehr mit ihm um die Wette laufen wollen. In diesem Wald lebten nur schleichend langsame Kreaturen, seiner beeindruckenden Lauffähigkeiten nicht würdig. Nein, dieser Wald war nicht länger sein Heim.

So floh der Hase, rasch, aber nicht hastig, und dennoch mit einer Geschwindigkeit, die ihn davon überzeugte: Ich bin der Schnellste. Der Allerschnellste!
Und so rannte der Hase über Wiesen und Felder, schlug Haken und labte sich an dem Wissen, dass niemand mit ihm mithalten konnte.

Eines Tages begegnete er einem Igel. Für einen Igel sah er allerdings recht komisch aus, und auch sein Akzent verunsicherte den Hasen ein wenig.
Ach was, wischte er alle Zweifel weg. Ein Igel ist ein Igel ist ein Igel, dachte er und forderte den Igel zum Wettlauf auf.

„Ich fordere dich zum Wettlauf auf.“, rief der Hase dem Igel zu und freute sich, dass er so rasch Gelegenheit bekam, die vergangene Schmach auszulöschen. „Bis zu der alten Eiche dort drüben und zurück.“
„Okay.“, sagte der Igel.
Der Hase triumphierte innerlich. Dieser Igel sah nicht nur komisch, sondern auch langsam und dumm aus. Mit keinem Trick der Welt wäre dieser hässliche Igel imstande, ihn, den schnellsten Läufer aller Zeiten, zu besiegen.

„Auf die Plätze. Fertig. Los!“, rief der Hase und rannte wie der Blitz davon.
Der Igel jedoch spreizte die Schwingen, erhob sich mit majestätischer Eleganz in die Lüfte und holte den vorlauten Hasen in Windeseile ein.
„Eagle, nicht Igel.“, erklärte er mit vollem Schnabel, während er das pelzige Abendbrot in seinen Horst trug.