Für alle, die nicht so viel lesen möchten:
– Wuhuu!
– Es wird ein Fredbuch geben.
– BestOf mit diversem Neuzeug
– Herbst 2012
– Und so.
Umfangreiche Version:
Im September 2005 erblickte der erste Fredcomic [beziehungsweise der erste „Fledermaus Fürst Frederick fon Flatter“-Comic] das Licht der Welt und zugleich das Internet. Nur anderthalb Jahre und über 500 Comics später wagte ich es, mich auf die Leipziger Buchmesse zu begeben und die dort herumpräsentierenden Comicverlage mit meiner Existenz zu behelligen. Die Gespräche waren kurz und ernüchternd: Comicstrips waren nicht gewünscht. Cartoons wurden gesucht – oder gleich ganze Comics, bei denen eine einzelne Geschichte sich über mehrere Bände erstreckte. Oder man war ein berühmter amerikanischer DC- oder Marvelcomic, der nur in Deutschland Verbreitung finden wollte. Der Vergleich mit Joschau Sauer von nichtlustig.de fiel oft, hatten doch er und ich etwas gemeinsam: Wir kreierten Amüsantes im Netz, sammelten Anhänger und potentielle Käufer eines ebenso potentiellen Buches. Allerdings war Joscha längst bei Carlsen unter Vertrag, während ich noch durch die überfüllten Buchmessegänge schlich und nichts weiter besaß als eine dünne Präsentationsmappe und ein bisschen Hoffnung.
Beim Carlsen-Stand herrschte Ordnung. Zu einer bestimmten Uhrzeit an einem bestimmten Tag durfte man sich in die Masse der Wartenden einreihen und nach langem Ausharren seine Mappe vorzeigen. Um mich herum sammelten sich Menschen mit Mappen, die eigentlich Menschen mit prall gefüllten Ordnern waren, die wiederum derart gute und viele Werke beinhalteten, dass sich mein schlichtes, unbuntes, achtseitiges Heftchen mit simplen Kugelfiguren und flachen Wortwitzen am liebsten im Boden verkrochen hätte. Doch ich redete ihm zu. Schließlich war es hochglänzend gedruckt. Und schließlich war es bewusst kurz gehalten, um die gestressten Anschauenden nicht allzu sehr zu belasten. Und schließlich waren die Figuren absichtlich simpel und in schwarzweiß gekrakelt, nicht nur weil es thematisch gut zu nachtaktiven Fledemaus passte, sondern auch, weil ich dadurch die Täglichkeit des Comics garantieren konnte. Und das war etwas, das mich mit Mut erfüllte. Inmitten unzähliger, oft beeindruckend guter Mangazeichnungen war mein kleiner Knuddelfred etwas Besonderes. Und nicht nur das: Er war niedlich, die Comics gefielen mir, amüsierten mich – und ich war nicht der einzige. Zudem war allein die schiere Masse des bisher Veröffentlichten genug, um Eindruck zu schinden.
Die Carlsen-Dame war nett, wusste aber nicht weiter. Dennoch spürte ich aufrichtiges Interesse – und erhielt als Lohn und als Bezahlung für meine Hochglanzmappe eine Visitenkarte. Meine Hoffnung wuchs.
Sie sollte noch weiter wachsen, denn nach dem Ablauf von einer Woche meldete ich mich und erwirkte eine Reihe von Telefonaten, die allesamt vorsichtige Zuversicht in mir erweckten. Doch dann war Schluss. Man rief nicht mehr zurück, beantwortete keine Fragen zum Fortschritt des interenen Prüfprozesses, und obgleich ich nie ein Nein vernahm, war die Idee des Fredbuchs im Carlsen-Verlag gestorben.
Andere Verlage gab es auch, doch die Resonanz war hier minimal. Das Beste, was ich erhoffen konnte, war die Beteiligung an irgendeinem Comicprojekt, von dem ein Szenefremder niemals hören würde.
Die Buchidee starb nie, doch meine Motivation, sie weiter zu verfolgen, war klein. Andere Projekte wartete, die Fredwelt wuchs und nahm mich immer mehr ein – so sehr, dass ich eine Sekretärin gebraucht hätte, um nebenbei noch Anfragen an Verlage, Zeitungen und Magazine zu senden.
Und dennoch sandte ich. Nicht oft, doch hin und wieder. Nebenbei kreierte ich Adventskalender und Jahreskalender, schuf Hintergrundbilder und allerlei Krimskramereien, hielt den Shop am Leben und bastelte zwischendurch noch an der Software der Homepage. Und ich zeichnete einen Comic. Täglich.
Tatsächlich wurden meine Werke veröffentlicht. Das Bayerische Jugendrotkreuz begann irgendwann, eigens kreierte Comics von mir abzudrucken, und die erfundenen Feiertage im Fredkalender erregten hin und wieder ein bisschen Fremdaufmerksamkeit.
Zum Comicsalon 2010 in Erlangen erschien mit Panik Elektro 7 „Seelenstrips“ eine wuchtbrummige Anthologie, in der diverse Webocmickünstler 12 Seiten mit hihi!gem Inhalt füllen durften – und ich war einer von ihnen. Ich wuhuu!te nicht wenig, und als ich dann auf dem Comicsalon den fetzigen Fred in diverse erworbene Bücher signativ hineinkritzeln durfte, fühlte ich mich mehr als toll. Mein Ausweis bewies: Ich war jetzt offiziell ein Künstler.
Die 500 verfügbaren Exemplare waren rasch vergriffen, und es war mir eine Freude, im letzten verbliebenen Comicladen Stuttgart irgendwann genau dieses Werk vorzufinden, „mich“ vorzufinden, zu „meinen“ Seiten zu blättern und in mich hineinzukichern. Noch mehr kicherte ich allerdings, als die Anthologie eines Tages nicht mehr im Regal stand. Verkauft.
Die Verlagsbefragungen in Erlangen brachten trotz wirklich hübschem, fast quadratischen, 16-seitigem Präsentationsheftchen, trotz „Künstler“-Ausweis und vorzeigbarer Veröffentlichungen, trotz vierstelliger Comiczahl, trotz liebeswürdigem Lächeln kaum Erfolge. Fred passte nirgendwo hinein – und das lag nicht an seinem Körperumfang.
Mir wurde gar vorgeschlagen, erst einmal mit lokalen Zeitungen bekannt zu werden, weil doch das Internet an sich nichts wert sei. Ich ärgerte mich, knirschte mehrfach mit den Zähnen, doch weigerte mich nachzugeben. Abgesehen davon, dass ich später nachgab und tatsächlich ein paar Zeitungen anschrieb, die mir mit vereintem Schweigen antworteten, und abgesehen von dem in mir wachsenden Wutwunsch, es – was auch immer „es“ war – ihnen allen „zu zeigen“, ließ ich mich davon jedoch nicht beeindrucken, sondern speiste den Buchwahrwerdgedanken mit meinen Emotionen.
Und mit Ideen, denn glücklicherweise ist das Erdenrund mit Nettmenschen wie Michaela bevölkert, die begeistert jede Idee weiterspinnen und freudestrahlend vorab jubilieren. Und mit Fredfreunden, die mir unter jedem neuen Comic kommentierend zusätzliche Freude an meinem Schaffen einflößten.
Ich würde ein Buch kreieren, legte ich fest.
Auf eigene Faust.
Kein Problem.
Schließlich gehörte nicht viel dazu. Ich musste nur sämtliche Comics nach jenen durchforsten, die geeignet wären, im Fredbuch aufzutauchen, suchte meine eigenen Favoriten heraus, hörte auf die Gedanken von Freunden, prüfte, welche Comics die meisten Positivreaktionen auf fonflatter.de hervorgerufen hatten [und ob diese sich tatsächlich auf den Comic oder irgendwas anderes, nicht minder Fetziges bezogen] und wählte aus. Außerdem zeichnete ich neu. Alte Comics, die ich eigentlich mochte, aber optisch nicht meinem derzeitigen Stil entsprachen, überarbeitete ich. Damit die internetigen Fredfreunde, die jeden Comic auswendig kennen, Neuwert zu Gesicht bekamen, ersonn ich neu, zeichnete neu. Zusätzlich plumpste mir der absurde Gedanke in den Schädel, zu jedem Comic eine kleine zusätzliche Ergänzungszeichnung zu kreieren, die einerseits ein bisschen niedlich oder amüsant oder beides sein, andererseits auch einigermaßen zum Comic passen sollte. Ich scannte ein, bearbeitete, ersann, zeichnete, scannte…
Zwischendurch erkundigte ich mich, ob ein Books-On-Demand-Verlag überhaupt imstande sein würde, meinen Wünschen zu genügen – und hatte Erfolg. Nebenbei entstanden weitere Comics, jeden Tag ein neuer. Nebenbei entstanden Kalender, Shopmotive und lauter Kleinigkeiten. Nebenbei verfolgte ich zahlreiche weitere Ideen, die Fred betrafen. Nebenbei zeichnete ich noch anderes Knuffelzeug. Nebenbei überarbeitete ich die Heimseite – oder ließ das von anderen tun. Nebenbei schrieb ich Texte, räumte den dazu passenden Blog um, beendete meinen Roman „Donnerstag“ und veröffentlichte ihn als Ebook. Nebenbei warf ich noch ein zweites Ebook hinterher. Nebenbei arbeitete ich in meinem „echten“ Job. Nebenbei führte ich auch noch ein Leben, das Menschen beinhaltete.
Die Erstellung des Buches streckte sich ein bisschen.
Doch als der 31.12.2011 sich langsam einem Ende näherte, war ich einer Sache gewiss: Im kommenden Jahr würde es ein Fredbuch geben. Auf jeden Fall!
Und auch wenn die Jahresanfangsmotivation rasch nachließ, blieb der Gedanke in meinem Schädel haften, sorgte für schlechtes Gewissen, wenn wieder ein Zeitraum durch mein Dasein gewandert war, ohne sich mit dem zukünftigen Buch befasst zu haben.
Und dann gab es noch Christine. Christine, deren Hochzeitseinladungskarte ich kreierte und die zum Dank eine mich lobpreisenden Email an einen ihr eigentlich unbekannten Verwandten irgendwo in den Tiefen des Verlagswesens schrieb, mich in aller Herzlichkeit empfahl – und einen Kontakt herstellte. Der Kontakt wuchs und mit ihr die Realisierungschance meiner Idee. Diese hatte in meinem Kopf längst konkrete Formen angenommen, so dass ich bereits mit Zahlen und Fakten, mit Formaten und Inhalten um mich werfen konnte, ohne dass auch nur eine Seite tatsächlich erstellt war.
Aber auch das sollte sich ändern. Rasch schuf ich ein paar Probeseiten, und mit begeisternswerter Geschwindigkeit kam ein Vertrag zustande. Ein Vertrag mit einem Verlag. Ein echter Verlagsvertrag. Über ein Fredbuch. Ein Fredbuch!
Ich war außer mir vor Freude. Abgesehen davon, dass nun noch mehr Arbeit auf mich wartete, abgesehen davon, dass ich nur wenige Monate Zeit hatte, um das Angefangene endlich Wirklichkeit werden zu lassen, abgesehen davon, dass ich mich nun zwang, jeden Tag, unabhängig von Laune, Zeitplan oder Müdigkeitsstatus, etwas Fredbuchiges zu erledigen, abgesehen davon, dass am Ende der Mühen keineswegs ein Palast unerschöpflicher Reichtümer auf mich wartete – abgesehen von diesen vernachlässigbar-winzigen Kleinigkeiten, von diesen unbedeutenden Nichtigkeiten, die noch nicht einmal eines Gedankens würdig waren, abgesehen von diesen albernen Lächerlichkeiten also war alles hyperübersuperfetzig. Mindestens!
Und so begann ich zu arbeiten. Und so arbeitete ich auch heute. Und so werde ich auch morgen arbeiten.
Hin und wieder werde ich aufschreien, begeistert oder entnervt, werde den Fortschritt meines Schaffens in die Welt schreiben, werde mit beränderten Augen schlafarm durch die Welt wanken. Doch meine Begeisterung wird bleiben, mein Lächeln wird in jeder Linie stecken, meine Freude wird mich vorantragen.
Bis dann im Herbst 2012 das Fredbuch die Welt erblicken wird. Im Zweihorn-Verlag, dem ich schon jetzt unendlich dankbar bin. In überschaubarer Erstauflage, doch mit Option auf Weiteres. Und mit haufenweise Hihi!, mit Fred, Käfer und all seinen Freunden, mit albernen Wortwitzen und überschlauen Filosofien, mit Wuhuu! und Keksen, mit Regen und Zuversicht, mit Krawatten und Steinen, mit der Essenz von allem, was seit über 2000 Comics durch die Netzwelt wuselt.
Ihr habt also hiermit meine offizielle Erlaubnis, euch vorzufreuen. Und grinsend durch die Gegend zu hüpfen.
Denn das Fredbuch kommt.
Bald.