Ballon

Wie ein aufgelähter Ballon fühlt sich mein Schädel an. Wenige Minuten vor der mich ängstigenden Prüfung wandle ich durch meine Räumlichkeiten und versuche, mich von allem abzulenken, was mit dem Gelernten oder zu Lernendem zusammenhängt. Ich habe das Gefühl, als würde das Wissen im meinem Schädel diesen vollends ausfüllen, ja die äußere Hülle unmerklich dehnen. Leichte Kopfschmerzen kündigen sich an, nicht zuletzt weil das Gelernte über eine erstaunliche hohe Masse verfügt. Masse hat jedoch nichts mit Menge zu tun, sondern einzig und allein damit, daß ich mich fühle, als müßte ich, würde ich dem steten Drängen nachgeben, kopfüber die die Gegend laufen. Das jedoch fällt mir schwer, weswegen ich darauf verzichte.

Ich verzichte auch darauf, den Stoff noch einmal zu resümieren, noch einmal ein paar Bilder anzusehen und einprägen zu wollen, ich verzichte darauf, in mir nachzuschauen, ob das, was ich wissen sollte, auch tatsächlich vorhanden ist. Nicht allein, weil ich Angst davor habe, nichts finden zu können, nicht nur, weil ich wohl auch mit größter Mühe keine zusätzlichen Fakten aufnehmen könnte. Nein, mein tatsächliches Anliegen besteht darin, kein Leck in meinem aufgeblähten Schädel entstehen zu lassen. Taste ich erst einmal nach einem wissensorientierten Gedanken, trudeln sogleich unzählige weitere hinterher, sprudeln aus mir heraus und lassen vielleicht nur Leere zurück. Das will ich nicht. Davor fürchte ich mich. Ich verschließe meinen Mund, verschließe mein Denken, dichte alles ab, was das Wissen aus meinem bald platzenden Schädel entweichen lassen könnte.

Und erst dann, wenn alles vorüber ist, werde ich meinen Ballonkopf mit Löchern bestücken und feststellen, daß alles, was herausquillt, nur heiße Luft ist.