FFFfF: Der Visionär

Es wird Zeit für stehende Ovationen, für Jubelrufe und euphorische Zelebrationen! Es wird zeit für endlosen Frohsinn und ausgelassene Glückseligkeit!
Und das nicht, weil der Karnevals-/Faschingskrimskrams derartiges verlangt, sondern einzig und allein weil am heutigen Tage der 150. „Fledermaus Fürst Frederick fon Flatter“-Comic veröffentlicht wird!

Tolle Sache und so!


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In der Bibliothek II

Wieder in der Bibliothek.
Ich stelle fest, daß Asiaten, insbesondere feminine, nicht imstande zu sein scheinen, ihre Füße/Schuhe zu heben. Das ist eine vorurteilsbehaftete Verallgemeinerung, sicherlich, doch bisher fand ich noch keinen Gegenbeweis. Im Augenblick stört es mich nicht, und so bin ich gönnerhaft genug, um der leidlichen Schlurflärm-Belästigung mit Ignoranz zu begegnen.

Neben mir klingelt das Telefon. Eine Universitätsbibliotheksmitarbeiterin ruft eine andere Universitätsbibliotheksmitarbeiterin [Ja, ich mag das Wort.] an, um von irgendeiner Lieferung zu erzählen. Das erfahre nicht, weil ich das Telefonat belausche, sondern weil die beiden sich treffen, direkt neben mir, während das Telefon fröhlich vor sich hinklingelt.Das tut es übrigens schon seit geschätzten drei und gefühlten zwanzig Minuten, und längst war ich drauf und dran, aufzuspringen, den Hörer abzunehmen und hineinzubrüllen:
„Wenn ein Telefon tausend Mal klingelt, ohne daß jemand dran geht, könnte das eventuell daran liegen, daß die Angeklingelte nicht in der Nähe ist!“
Aber ich hätte diesen Satz sowieso nicht herausgebracht, ohne mich zu verhaspeln, also bleibe ich sitzen. Außerdem stört mich das Geklingel nur wenig; schließlich sitze ich nur am Rechner und stöbere auf irgendwelchen Heimseiten herum anstatt zu lernen.
„Das bin ich.“, erklärt die eine Universitätsbibliotheksmitarbeiterin der anderen, als die beiden sich treffen. Universitätsbibliotheksmitarbeiterin A hält ein tragbares Telefon in der Hand und legt in dem Moment auf, als Universitätsbibliotheksmitarbeiterin B endlich an Telefon gehen will.
Ich gebe auf, über den Zweck eines stundenlangen Klingelnlassens bei gleichzeitigem persönlichen Besuch der Angeklingelten nachzudenken.

Auf dem Computerplatz vor mir sitzt eine Blondine. Ich liebe Klischees, insbesondere wenn sie zutreffen, beziehungsweise es Menschen gibt, die sich zu bemühen scheinen, sie detailgetreu zu erfüllen.
Die Stimme der Blondine ist piepsig. Wäre ich ausersehen, mittels eines Castings eine Klischee-Blondine zu besetzen, müßte sie diese Stimme haben. Zum Glück schweigt sie zumeist.
Sie sitzt an einem Rechner, ohne ihn zu benutzen. Stur zeigt er die Aufforderung zur Eingabe von Benutzername und Kennwort, doch sie kümmert sich nicht drum, stöbert in ihren handgeschriebenen Unterlagen. Mädchenschrift.
Als sich jedoch der Bildschirmschoner einschaltet und die Eingabeaufforderung gegen komplettes Schwarz austauscht, vernehme ich ein piepsigen „Nein!“. ihre hand greift zur Maus und stellt die alte, unbenutzte Eingabeaufforderung wieder her.
Die neben ihr sitzende Freundin benutzt den Computer. Nicht wirklich, aber fast. Auf dem Bhildschirm sehe ich eine Universitätsseite, starr und konstant. Ich überlege, ob ich mich über die Verschwendung von Computerarbeitsplätzen echauffieren sollte, doch entscheide mich dagegen. Schließlich gibt es in unserer Universitätsbibliothek mehr freie Computer als freie „normale“ Arbeitsplätze.
Die Blondine jubelt, ein kindliches Arme-in-die-Luft-Werfen kombiniert mit einem semilasziven Freudentanz. Scheinbar hat sie etwas aus ihren Mitschriften verstanden.
Ein zweiter Jubel setzt ein, als sie es beim ersten Versuch schafft, sowohl Benutzernamen als auch Paßwort so einzugeben, daß der Rechner sie auf das System zugreifen läßt. Eine Meisterleistung, das muß auch ich anerkennen.
Sie schreibt eine Mail. Ihre Fingernägellänge läßt eine normales Tastaturbenutzung nicht zu. Wenn sie tippt, dann nur mit dem Zeigefinger der rechten Hand. Alle anderen Finger sind möglichst weit weggespreizt. Ich ertappte mich dabei, wie ihre Handhaltung nachzuahmen versuche, doch kläglich scheitere, Krämpfe befürchtend.
Ein dritter Freudenschrei, diesmal unter Einbeziehung der Freundin: Auf der Partyfotoseite von DJ Wakko fand sie sich selbst.

Neben mir öffnet der Fahrstuhl seine Türen. Heute scheint er zu schweigen. Die herauskommenden Asiaten wissen trotzdem, daß die Tür offen ist und verlassen ihn, natürlich ohne die Füße zu heben.