Ich atme!

„Ich atme!“
„Ja, und das machst du wirklich gut!“, sagte die Lehrerin und war sichtlich geschafft.
„Ich atme!“, wiederholte ich und spürte, wie Luft in meinen Körper eindrang und ihn wieder verließ.
Die Lehrerin lächelte nur.
„Das … das ist wirklich toll!“, freute ich mich und atmete so gut, so intensiv ich konnte.
Die Lehrerin schaute mir eine Weile zu, erfreute sich an meinen regelmäßiger werdenden Atemzügen, wusste, dass eine wichtige Hürde genommen war.
„Mach weiter so, und bald wirst du vergessen haben, dass Steine eigentlich nicht atmen können.“, sagte sie aufmunternd.
„Wieso ,Steine‘?“, wollte ich fragen, doch konzentrierte mich nicht genug. Meine Stmung geriet durcheinander, die Silben polterten unkontrolliert aus mir heraus. Ichhechelte, bekam keine Luft mehr. Irgendetwas stimmte nicht!
„Bleib ruhig.“, beschwor mich die Lehrerin, war aufgesprungen, streichelte mich sanft. „Bleib ruhig und atme.“
Doch es war zu spät. Die Luft weigerte sich, in meinen Leib einzudringen, mein Bewusstsein schwand und die Welt wurde grau.
Die Lehrerin seufzte, küsste den Felsbrocken und ließ ihn dort zurück, wo er bereits unzählige Jahre reglos verharrt hatte.