gegen den spiegel

und dann schreie ich den spiegel an, entreiße mir jedes wort und schleudere es meinem anlitz entgegen. grimm klebt wild auf meiner stirn, als mich an klängen festkralle, als ich zuckend dem rhythmus meines pulsschlags folge. wahn liegt in fetzen auf dem boden, silben perlen wutentbrannt meinen leib hinab. ich lasse mich reißen, fort, hinfort, verblende das jetzt zu grellem lärm und woge mich haltlos in dem rauschen, das mir brüllend entgegenwuchert.

und dann halte ich inne. aller ernst entrinnt den furchen meiner stirn, die gesten weichen auf, als ein schmunzeln sich meiner lippen bemächtigt. ‚wie albern ich wirke, versuche ich ernst zu sein‘, denke ich und grinse noch mehr, noch breiter, als hätten herausgepresste zeilen und besinnungslose toserei räume geschaffen, leere neuwelten, nun darauf harrend, mein flüsterwärmstes innenleuchten zu bergen. ‚ein inverser clown bin ich!‘, lache ich meinen augen entgegen. wenn der vorhang fällt, entreiße ich meiner stimme den zorn und meinen zähnen das knirschen, als wären sie rote nase und perücke. denn hinter der bühne bin ich mensch, bin ich federndes lächeln auf zwei hüpfenden beinen, ein atemsüßes wunschgewitter wohlig schäumender ja!s.

und dann knie ich nieder, klaube die scherben meines wahns vom boden auf, betrachte sie gütig. ‚teil seid ihr.‘, küsse ich sie zu tränen und trinke sie nieder zum herzen. ein seufzer beschlägt mein spiegelbild, doch kann das lächeln nicht verstecken, das, mit innigstem verwachsen, mein antlitz bethront.