Morgendlicher Ohrwurm 46: Zug und Strand

Verschlafen. Ein großes Wort für eine Sache, deren Bedeutung für mich kaum existiert. Schließlich bedarf es keines präzisen Zeitpunkts, zu dem ich meiner Arbeit nachzugehen habe. Ich habe freie Auswahl, und solange ich die erforderlichen Stunden erbringe, ist sogar mittägliches Auftauchen akzeptabel.

Wenn das Erwachen eine Stunde nach dem Weckerklingeln erfolgt, ist es also nicht Panik, die mich erfüllt. Nur ein Seufzen verlässt meine Lippen, bevor ich in derselben Geschwindigkeit wie jeden Morgen den Weg zum Bad suche, um mich dort der Reinheit und allmählichem Entmüden hinzugeben.

Allmählich spüle ich schläfrige Trägheit von meinem Leib. Ein Ohrwurm meldet sich plötzlich zu Wort, singt „Runaway Train“ in meinem Kopf. „Runaway Train“?, wundere ich mich, und mein noch dämmriges Denken braucht eine Weile, um nicht nur Melodie und Refrainfragmente, sondern auch den Interpreten hervorzukramen. Soul Asylum.

Mit der Erinnerung kommt auch die Erinnerung daran zurück, dass das Video damals lauter vermisste Kinder zeigte – und wohl erfolgreich ein paar von ihnen zurückbrachte. Und daran, dass ich den Song eigentlich nie mochte.

Als ich ein paar Minuten später Müsli in mein Antlitz schiebe, ist es plötzlich „Fjara“, das durch meinen Schädel wurmt. Sólstafir also. Schon wieder. Ich schmunzle zufrieden, und ein paar Haferflocken fallen mir aus dem Mund.