Es schneite. Es regnete. Es scheeregnete.
Ich blickte in den wolkengrauen Himmel hinauf und schimpfte:
„Dieses Wetter hat noch nicht einmal ein richtiges Verb! Entscheide dich mal! Bist du Regen? Oder bist du Schnee?“
Der Schneeregen hielt kurz inne, als dächte er nach. Dann schneeregnete es weiter. Doch es fühlte sich an, als fielen Schnee und Regen nun zögerlicher, zaudernder.
„Ich weiß es nicht.“
Wind und Tropfen und Flocken vereinten sich zu Wörtern, bildeten eine Stimme, die eher Hauch als Laut war, die ich eher auf meinen Wangen spürte als dass sie in meine Ohren drang.
„Ich weiß es wirklich nicht.“, hauchte die Stimme, und sie klang hörbar traurig. Der Schneeregen wurde feuchter.
„Ich habe lange darüber nachgedacht, wer ich bin. Was ich bin. Doch ich weiß es nicht.“ Die Stimme schluckte kurz. „Ich bin mittendrin. Ein bisschen Schnee. Ein bisschen Regen. Doch nichts davon wirklich.“
Ein befremdliches Geräusch erklang, und es dauerte einen Moment, bis ich begriff, dass die Stimme weinte. Dass der Schneeregen weinte.
Ich schaute nach oben, und was mir jetzt entgegenfiel, war reiner Regen. Kein Schnee, kein Eis, nur Regen, kalter Regen.
„In diesem Augenblick bis du Regen.“, sagte ich.
„Wirklich?“, fragte der Schneeregen schniefend.
„Ja. Anscheinend werden deine Tränen zu Regentropfen.“
„Das ist ja wunderbar!“, freute sich der Schneeregen. „Dann bin ich jetzt Regen!“
Die ersten Schneeflocken schwebten herab.
„Nun ja.“, sagte ich. „Du musst aber weiterweinen.“
„Och.“, sagte der Schneeregen enttäuscht. „Muss ich dann immer traurig sein?“
Ich dachte kurz nach und schüttelte dann den Kopf.
„Nein. Es gibt ja auch Freudentränen!“
„Wuhuu!“, rief die Stimme.
Und dann begann es zu regnen.