Das 18. Türchen

Eines Tages begegnete ich einem Eiszapfen. Glasklar und glitzerdünn hing er an einem Straßenschild und hmpfte.
„Wie bitte?“, fragte ich.
„Hmpf.“, machte der Eiszapfen. Dann noch einmal „Hmpf.“
„Ist alles okay?“, fragte ich ihn, doch abgesehen von ein paar weiteren Hmpfs war nicht viel aus ihm herauszubekommen.
Ich stand noch eine Weile herum und starrte ihn an, bis die Kälte begann, unter meinen Mantel zu krabbeln. „Machs gut.“, sagte ich und ging nach Hause.

Am nächsten Tag begegnete ich dem Eiszapfen erneut. Er hatte gehörig an Länge gewonnen, war riesengroß und prachtvoll, fast zwei Meerschweinchen lang. Ich blieb stehen, um ihn zu bewundern.
„Hallo.“, grüßte ich.
„Hmpf.“, sagt der Eiszapfen, doch diesmal schien ich ihn besser zu verstehen.
„Geht es dir gut?“, fragte ich.
„Hmpf!“, antwortete er, und für einen Augenblick wackelte das ganze Straßenschild.
„Kann ich dir helfen?“, fragte ich.
Der Eiszapfen hmpfte, das Straßenschild wackelte erneut, und ich hatte den Eindruck, als wäre der Eiszapfen ein Stück gewachsen.
„Du willst nach unten?“, fragte ich vorsichtig.
„Hmpf!“, rief der Eiszapfen voller Begeisterung und ließ das Schild stärker wackeln als zuvor.
„Kein Problem.“, sagte ich, und bevor ich darüber nachdenken konnte, was ich hier eigentlich tat, hatte ich mit ganzer Kraft gegen das Straßenschild getreten.
Es wackelte mächtig!
Und dann begann der Eiszapfen zu fliegen, hatte sich losgelöst von seinem Schild, seiner Wurzel, flog direkt, in geradester Linie dem Boden entgegen, fing noch ein paar Wintersonnenstrahlen, glitzerte mich vergnügt an – und zerschellte dann klirrend auf dem Beton.
Ich hatte noch nie so einen fröhlichen Klang gehört. Es war, als befreite sich ein Lachen und hüpfte hinaus in die Welt.
„Hmpf.“, sagte ich zum Abschied und ging.