Ich hatte das Bibliotheksgebäude noch nicht einmal verlassen, da begegnete ich einem Weihnachtsbaum. Ich hatte viele Bücher gelesen und noch mehr ausgeliehen, und sowohl Kopf als auch mein Rucksack waren schwer vor Wissen.
Der Weihnachtsbaum war nicht groß, aber er stand stolz und gerade und begrüßte alle Hinein- und Hinausgehenden mit grüner Pracht.
„Hallo.“, sagte ich, und Begeisterung durchtränkte meine Stimme. Dies war wirklich ein wunderschöner Weihnachtsbaum.
„Guten Tag.“, antwortete der Weihnachtsbaum förmlich und ein wenig reserviert. ‚Stimmt ja.‘, dachte ich und erinnerte mich an das, was ich vor wenigen Minuten noch in einem der dicken Bibliotheksbücher gelesen hatte. ‚Weihnachtsbäume sind oft förmlich und ein wenig reserviert.‘ Ich beschloss, den Weihnachtsbaum vorsichtshalber zu siezen.
„Sie haben ein sehr schönes Nadelkleid.“, sagte ich. ‚Nadelkleid‘ war ein Wort, das ich gerade gelernt hatte, und ich war ein wenig stolz, es sofort benutzen zu können. Und auch wenn ich nicht ganz verstand, warum es ein Kleid sein sollte, hatte ich nicht übertrieben: Die Nadeln des Weihnachtsbaums waren wundervoll.
Ich schaute genauer hin.
„Sie sind eine Tanne.“, stellte ich fest. „Fichten haben ihre Nadeln nur auf der Oberseite des Zweiges. Tannennadeln jedoch sind rund um den Zweig herum angeordnet.“
Ich war ein bisschen stolz auf meine Beobachtung. Tatsächlich hatte der Weihnachtsbaum überall Nadeln. Sie verteilten sich nicht nur auf allen Seiten der Äste, sondern sogar um den Stamm herum.
Der Weihnachtsbaum schwieg. Es war ein majestätisches Schweigen, und ich wertete es als Zustimmung.
Ich betrachtete das saftige Grün des Weihnachtsbaumes, seine spitzen, eleganten Nadeln, und beschloss, dass es Zeit war zu gehen.
„Vielen Dank für das angenehme Gespräch.“, sagte ich. „Auf Wiedersehen.“
„Auf Wiedersehen.“, sagte der Kaktus.