„Die Welt berührt mich nicht.“, täusche ich Sorglosigkeit vor.
Meine Lüge ist wahr, in diesen Momenten steht die Welt still, treibt fernab meiner Gedanken durch ein fremdes Universum.
Die Furcht liegt in meinen Augen, verborgen, verbirgt ein Flackern, Sehnsucht vielleicht, vielleicht noch immer Liebe. Meine Hand zittert, als ich mir eine Strähne aus der Stirn streiche.
„Weißt du noch…?“
Der Anfang eines Satzes glüht auf meiner Zunge, brennt sich in meine Sinne, wünscht, ausgesprochen, in den stillen Raum geworfen zu werden. Zu gern wüde ich dich erinnern, mich erinnern, wiederholen, was ich oft, zu oft, sagte – und längst nicht mehr weiß.
Ich recke das Kinn fröhlich nach oben, als könnte ich den mich überschwemmenden Sorgen Widerstand leisten, als könnte ich noch für weitere endlose Momente den Kopf über Wasser halten, mich retten, bis ein neuer Tag, ein neues Leben anbricht.
Du durchschaust mich, spürst die Schatten wartender Tränen in meinen Worten, bemerkst die Falschheit meines Lächelns, weißt um die bleichen Finger, die einen Augenblick zu lang in der Luft verharrten, als wollten sie zu dir enteilen, lang Vermißtes wiederfinden.
Du betrachtest mich, als ahntest du die Fragen, die in mir schlummern, die vielen Worte, die längst den Äther eroberten und irgendwo zwischen uns verstarben, betrachtest mich, als wärest du keinen endlosen Tag, keinen Ewigkeit, durch die Ferne geeilt.
„Es geht mir gut.“, lüge ich und zerfalle in Gedanken.
Du schweigst, und ich bemerke traurig die unausgesprochenen Spuren, die Zeichen an der Wand, die andere Namen tragen, entsinne mich meines Wissens, entsinne mich der Gegenwart, schüttle langsam mit dem Kopf, als könnte ich sie vertreiben.
„Mir auch.“, flüsterst du.
Jede Silbe wiegt Tonnen, hängt wie grauer Regen im Raum, ergießt sich kalt in mein Denken.
Du lächelst nicht, und ich verstehe. Ein trauriges Spiel, das wir spielen, wissend und negierend zugleich.
‚Bist du glücklich … ?‘, liegt es mir im Sinn, ein lauerndes Tier, das in seinem Versteck verharrt, nicht wagt, herauszustürzen, aus Angst, die Beute könnte zu groß, zu gewaltig, sein. Kein „Ja.“ bin ich zu ertragen bereit, kein „Nein.“ wird von deinen Lippen gleiten.
Ich seufze, um die Stille zu vertreiben, blicke dir in die Augen. Keine Furcht. Bedauern vielleicht. Ein mattes Glitzern, als könnte ich…
Du drehst den Kopf weg, blickst aus dem Fenster, durchdringst dein Bild im Glasspiegel, starrst in das lichtlose Dunkel der Nacht, als könntest du dich, uns, dort finden, eine Antwort vielleicht auf meine niemals erklingende Frage.
„Vielleicht sollte ich …“, will ich beginnen, doch verharre stumm, vergesse meine Worte in meinem freudlosen Lächeln.
„… gehen.“, ergänzt du, fast lautlos, lächelst verloren, greifst meine zitternde Hand.
Ich spüre den Regen durch meine Gedanken rauschen und finde kein Lächeln mehr, das ich dir schenken könnte.
„Bleib.“, hauchst du.
Tränen zeichnen glitzernde Spuren auf deine Wangen. Meine freien Finger folgen ihnen, wischen sie zärtlich fort, als heilten sie ein Stück Vergangenheit.
„Erinnerst du dich…“, frage ich nun, und du nickst, beißt dir auf die Lippen, versuchst zu lächeln, während weitere Tränen dein Antlitz benetzen.
„Bleib.“ hauchst du noch einmal und stürzst, der Wirklichkeit entfliehend, in die Obhut meiner Wärme.