Als ich heute in der Straßenbahn saß und den Kopfhörerklängen eines mir Unbekannten lauschen mußte, stellte ich mir zwei Fragen:
1. Wie kann ich herausfinden, ob ich meine Sitznachbarn auch derart belästige, wenn ich derjenige mit den Kopfhörern im Ohr bin?
2. Wieviele Lieder von Linkin Park gibt es eigentlich?
Ersteres zu beantworten erschien mir vorerst überflüssig, war doch die zweite Frage die interessantere. Die Diskographie dieser Band behauptet nämlich, es gäbe fünf Alben. ‚Das kann nicht sein.‘, denke ich und lausche der Kopfhörermusik des Unbekannten, jedes einzelne Lied erkennend.
Ich gebe zu, daß auch ich mich im Jahre 2001 von der allgemeinen Linkin-Park-Euphoriewelle tragen ließ und gewisse Begeisterung für diese Band und deren Album „Hybrid Theory“ aufbrachte. Als mein Bruder jedoch erwähnte, er habe das Werk gekauft, schüttelte ich ungläubig mit dem Kopf, denn als kaufenswert hatte ich es bei weitem nicht erachtet.
Zwölf Lieder befanden sich auf „Hybrid Theorie“ und klangen allesamt ähnlich. ‚Nun gut.‘, dachte ich damals, ‚Eine Band sollte einen eigenen Stil haben.‘ und akzeptierte die Monotonie – schließlich war es eine gute. Eine Ausnahme bildete Titel 10 oder 11, der nur aus Scratchereien bestand, daher anders klang und zum steten Skip-Tasten-Kandidat wurde.
Im Jahr darauf, mein Interesse hatte sich bereits gelegt, brachten Linkin Park ein neues Album heraus. „Neu“ war allerdings maßlos übertrieben, begnügten die Musiker sich doch mit albernen und für mich absolut überflüssigen Remixen ihrer bisherigen Stücke.
2003 dann freuten sich alle Musiksender und leierten die aktuelle Single des neuen Linkin-Park-Werks rauf und runter. „Meteora“ hieß das gute Stück und kam zu spät, um mich aus meinem Desinteresse zu lösen. ‚Die klingen ja immer noch so.‘, stellte ich unbeteiligt fest.
Das nächste Werk, das noch im selben Jahr folgte, war ein Live-Album. ‚Bitte was!?‘, wunderte ich mich. ‚Nach zwei Alben eine Live-CD herauszubringen, ist doch absolut lächerlich!‘. Daß auf dem Live-Album nichts Neues auffindbar war, bedarf wohl keiner Erwähnung.
Doch Linkin Park überboten sich selbst in ihrer Lächerlichkeit, holten sich 2004 den Reimesprecher Jay-Z herbei und brachte die alten Lieder noch einmal heraus, geringfügig mit überflüssigem Rap-Gebrabbel modifiziert.
Mittlerweile mag ich Linkin Park nur noch aus einem Grund: Sie lieferten mit ihren beiden, auf fünf Werke gestreckten, abwechslungslos konstant klingenden Alben das Ultimativbeispiel profitabler Eigenwerkaufbereitung, der Optimalvermarktung wiederholten Monotonie-Recyclings.
Mich würde es übrigens nicht überraschen, wenn es sich beim nächsten Album um ein Best-Of handeln würde…
Dann säße ich vergnügt in der Straßenbahn, lauschte den längst bekannten Kopfhörklängen anderer, kramte mein eigenes Musikabspielgerät heraus und schaltete es an, uninteressiert an der Frage, ob ich irgendwen mit meinem Lärm belästigen könnte…
[Im Hintergrund: Deftones – „White Pony“]