Es gab einst einen Internetradiosender, der in seinem Angebot mehrere Streams barg, die selbst mir, einem vehementen Radioablehner, partiell zusagten. Doch alle zwei, drei Songs wurde das Programm durch eine kurze, aber auf Dauer penetrante Werbung unterbrochen, die mich allmählich anwiderte – und zugleich faszinierte.
Denn beworben wurde nicht irgendein albernes Produkt, das ich umgehend im nächsten Laden zu erwerben hatte, sondern nur die kostenpflichtige Mitgliedschaft bei eben jenem Internetradiosender, dem ich gerade lauschte. Der Vorteil dieser Mitglieschaft bestünde vor allem darin, daß es keinerlei Werbeeinblendungen mehr geben würde.
Ein sich selbst gebärendes Konzept: Wer nicht genervt sein wollte von den ständigen Unterbrechungen zur Lobpreisung der kostenpflichtigen Mitgliedschaft, brauchte nur Mitglied zu werden. In ähnlicher Form gab es das auch an anderer Stelle, beispielsweise bei ICQ, doch nie erachtete ich es als derart penetrant.
Ich zahlte natürlich nicht, sondern verzichtete lieber auf den mich ohnehin nicht völlig überzeugenden Radiokonsum. Doch ein Gedanke war geboren:
Würde ich einst ein meinen Hosentaschen mehrere Milliarden Euro finden, so kaufte ich mir einen Fernsehsender, der nur Gutes in die Welt srahlen würde. Das Fernsehsenderlogo jedoch würde nicht unauffällig in der oberen linken oder rechten Bildschirmecke vor sich hingammeln, sondern mittig plaziert sein – riesengroß, aber transparent.
Jeder Sehende würde sich gestört fühlen und doch – aufgrund des wahrlich guten programminhalts – nicht imstande sein, einen anderen Sender zu erwählen.
Und dann gäbe es die Stufen: Je mehr Mitgliedschaftsbeitrag man monatlich zu zahlen bereit wäre, desto kleiner würde das Logo. Es würde schrumpfen und allmählich in irgendeine Bildschirmecke wandern. Die Maximalversion enthielte dann gar kein Logo mehr, und Nutzer, die sich diese Logofreiheit leisten könnten, würden dann Videoabende organisieren, auf denen sie mit ihrem Reichtum dank fehlenden Sendersignums protzen könnten.
Ich dagegen würde noch einmal im Internet nach dem Radiosender suchen, der mich einst auf die Idee brachte, und mir mit meinem raffiniert verdienten Geld endlich eine erweiterte Mitgliedschaft leisten – obgleich ich noch immer kein Radio hörte…