Der Mann mit dem Laubbläser

Der Laubbläsermann schwieg. Die Maschine in seiner Hand dröhnte gleichmäßig vor sich hin, stieß Luft in die Welt, gegen taufeuchte Blätter und störrischen Dreck, der schon jahrelang hier lag und sich durch ein bisschen Wind nicht aus der Ruhe bringen ließ.

Der Laubbläsermann schwieg. Seine Ohren waren bedeckt von Kopfhörergebilden, denen es an Musik mangelte. Falten gruben sich sorgentief in seine Stirn. Aus seinem Gesicht sprossen Haare, noch kein Bart, nur desinteressierter Ausdruck morgendlicher Faulheit. Er lächelte.

Die Maschine war sein Arm, war eine Verlängerung seiner selbst in die Übermenschlichkeit, war eine Waffe, die Winde wecken konnte. Er ging nicht, er schritt, befeuerte den Boden mit bewegter Luft, trieb Blätter zusammen wie willenlose Schäfchen, sammelte sie, häufte sie zu bunten Bergen aus Dreck, Müll und Laub.

Manchmal hielt er inne, sah sich um, nahm Anlauf – und sprang hinein. Er, der Maschinenmann, er, das bionische Wesen, halb Mensch, halb Automat, lag im Laub und lachte.

Dann erhob er sich, befreite sich flüchtig von Schmutz und Blättern und kehrte zu seiner Arbeit zurück, warf die Maschine an, den Laubbläser, ließ ihn zur Verlängerung seines Armes werden, zum Teil seiner selbst.

Der Laubbläsermann schwieg. Sein Antlitz sprach Gram, doch seine Augen lachten noch immer. Vielleicht, dachte er, und sein Mundwinkel kroch ein wenig in die Höhe, käme irgendwann seine Zeit, jener Tag, an dem zur Rettung Unschuldiger, zur Befreiung Bedrohter, zur Bewahrung des gesamten Planeten, ein Superheld gebraucht wurde, halb Mensch, halb Maschine, jemand, der sich darauf verstand, Winde zu wecken, Luft aufzuwirbeln – jemand wie er.

Vielleicht.

2 Gedanken zu „Der Mann mit dem Laubbläser“

  1. Ich sehe, du hast viel zu wenig Kommentare. Ich lese dich dennoch. Sehr gerne. Und kommentiere heute auch. Um das loszuwerden. (schreibt man das wirklich zusammen? Das sieht so urig aus…) also, dass ich dich lese. Du weißt schon. Ich hatte das Verdienstkreuz verloren, naja, verlegt. Fand es nun, Umzug sei Dank, wieder. Und ich freute mich. Und jetzt höre ich auf zu schreiben, sonst schreibe ich noch zuviel und vielleicht noch mehr Blödsinn und Vergangenes und Neues und … *seufz*

  2. REPLY:
    Hihi.
    Mich stören die wenigen Kommentare nicht. Mein Ego, falls es das nötig hat, wird täglich auf http://www.fonflatter.de poliert. Das hier ist ein entspanntes Schreiben ins Unbekannte.
    Umso schöner, wenn Wunderbarmenschen es lesen.

    [Dass das Verdienstkreuz auftauchte, fetzt sehrsehr.]
    [[Alles wird gut.]]
    [[[Wie immer.]]]

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