Heute war ein schöner Tag.
Gemächlich lief ich durch den Winter, genoss den Schnee, der in einzelnen, wunderschönen Flocken auf die Erde fiel, genoss die klare kalte Luft, die durch meine Lungen fegte und in Form zauberhafter Wölken wieder meinem Mund entfloh.
Ich mochte den Winter, und mir war es das Liebste, den Schneeflocken bei ihrem anmutigen Tanz zuzuschauen, ihr Schwingen und Schweben, ihr Wirbeln und Wehen, zu bewundern.
Und wenn ich besonders aufmerksam war, konnte ich sie sogar kichern hören.
Heute war ein schöner Tag, denn plötzlich drang ein winziges Kichern an mein Ohr, eines, das größer wurde und wuchs, das zum Lachen ward, ein winziges und doch prachtvolles Lachen, das weiter wuchs und gedieh und plötzlich voller Inbrunst und Freude jubilierte.
„Wuhuu!“, rief eine Schneeflocke und wischte und wuselte zwischen ihren Freunden und Geschwistern hindurch, von Glück und Begeisterung getrieben.
„Wuhuu!“, rief sie erneut. „Heute ist ein schöner Tag!“
„Das stimmt.“, sagte ich, und ein warmes Lächeln lag auf meinem Gesicht.
„Heute werde ich alles küssen!“, rief die Schneeflocke lachend und schwebte auf mich zu. Schmatz!, schon hatte sie meine Nase geküsst. Schmatz!, ein weiterer Kuss landete auf meiner Wange. Schmatz!, ein dritter Kuss – diesmal direkt auf meinen Mund.
Ich war überrascht, doch die Schneeflocke war bereits wieder unterwegs, wirbelte weiter.
„Heute werde ich alles küssen!“, rief sie wieder. „Die ganze Welt.“
Sie schwieg kurz, sah nach unten.
„Die ganze Welt!“, wiederholte sie und ließ sich fallen.
Langsam schwebte sie hinab, dem Erdboden entgegen. Ich konnte ihre Vorfreude förmlich spüren.
„Komm her, Welt!“, rief sie begeistert. „Lass dich küssen.“
Und dann landete sie auf dem Boden, landete auf auf der Erde, landete und küsste die Welt.
Die gesamte Welt auf einmal.