Eines Tages begegnete ich einem Rentier.
Es war ein prachtvolles Rentier, und ich musste es unbedingt ansprechen.
„Hallo!“, grüßte ich, ein wenig schüchtern.
„Hallo.“, sagte das Rentier freundlich.
„Du hast gar keine rote Nase.“, stellte ich fest.
„Nein, habe ich nicht.“, antwortete das Rentier, an seiner Freundlichkeit festhaltend.
„Kennst du Rudolph, das rotnasige Rentier?“, fragte ich.
„Nein, tut mir leid.“, entschuldigte sich das Rentier.
„Wirklich nicht?“, hakte ich nach.
„Nein, wirklich nicht.“
„Nicht mal so ein bisschen?“
„Nein, gar nicht.“ Das Rentier entschuldigte sich erneut: „Tut mir leid.“
„Macht ja nichts.“, sagte ich und warf sofort die nächste Frage hinterher:
„Und den Weihnachtsmann? Kennst du den Weihnachtsmann?“
Das Rentier schüttelte langsam seinen riesigen Kopf:
„Nein, auch den kenne ich nicht. Zumindest nicht persönlich.“
„Och.“, machte ich. Ich war ein bisschen enttäuscht. Im Leben bietet sich nicht oft die Gelegenheit, einem echten Rentier zu begegnen. Und wenn dieses dann gar nichts mit dem Weihnachtsmann zu tun hat, dann ist das natürlich äußerst bedauerlich.
„Eine Frage habe ich noch.“, meinte ich, denn ich hatte plötzlich eine Idee. Das Rentier blickte mich so geduldig an, wie es nur Rentiere vermochten.
„Bist du überhaupt ein Rentier?!?“
„Nein, bin ich nicht.“, sagte das Rentier, wieherte freundlich und galoppierte in großem Bogen davon.