Menschen 19: Ei, ei, ei, was seh ich da…

In der Nähe des straßenbahnverkehrstechnisch überfluteten Alten Markts entdecke ich ein älteres Paar. „Älter“ ist maßlos untertrieben, haben doch die beiden die amtliche Grenze zum Rentnerdasein längst überschritten.
‚Zwei alte Leute. Wahrscheinlich verheiratet.‘, denke ich, „Nichts Außergewöhnliches.“

Doch dann schaue ich zwischen sie, schaue auf seine rechte und ihre linke Hand – und lächle. Das Rentnerpaar hält Händchen, als wären sie frisch verliebt, als wären sie Jugendliche, die aller Welt ihre Liebe, ihre Zusammengehörigkeit demonstrieren wollen.

Ich lächle, als ich bemerke, wie sie in alle Richtungen schauen, sich fragend, welche Straßenbahn die richtige sei, sich in ihrer Verwirrung noch fester aneinander klammernd, Schutz suchend in der Nähe des anderen.

Zu gern hätte ich sie über die Geschichte ihrer Liebe befragt. Doch ich traute mich nicht, wagte nicht, dieses Beisammensein mit meiner Anwesenheit zu stören, ging weiter, noch immer lächelnd.

[Im Hintergrund: Vanitas – „Das Leben ein Traum“]

2 Gedanken zu „Menschen 19: Ei, ei, ei, was seh ich da…“

  1. ich glaube nicht, dass sie gestört hätten, herr morast.

    bei so öffentlicher händchenhalterei-ei-ei ist man doch (egal welchen alters) immer gerne und nur allzu bereit, die geschichte seiner liebe preiszugeben.

    das nächste mal fragen sie bitte (und wenn sie zuerst auch nur vorgeben, mit dem fahrplan weiterhelfen zu wollen).
    weil: ich liebe solche geschichten.

    mitgelächelt. (auch ohne details)

Kommentare sind geschlossen.