Manche von euch erinnern sich vielleicht an die Geschichten, die ich in der Rubrik „Begegnungen“ schrieb und die schließlich sogar in einem Ebook Platz fanden. Für den diesjährigen Fredventskalender werde ich euch anstelle von 24 Comics, Cartoons oder Zeichnungen Tag für Tag eine neue, kleine, winterlich-weihnachtliche Geschichte präsentieren. Jede dieser 24 Geschichten wird eine Begegnung, jede wird ein wenig niedlich, ein wenig albern, aber auf jeden Fall bastianisch sein.
Doch genug des Vorworts. Ich wünsche euch fiel Fergnügen und Hohoho!
Eines Tages begegnete ich einer Schneeflocke.
Es schneite, und einer Schneeflocke zu begegnen, bedurfte keiner besonderen Anstrengungen. Der gesamte Himmel war voll von ihnen.
Doch diese eine Schneeflocke war anders. Sie schwebte nicht wie all die anderen Flocken langsam und bedächtig dem unvermeidlichen Erdboden entgegen, sondern sie schien eine Richtung, ein Ziel, zu haben, schien genau zu wissen, was sie tat. Ich entdeckte sie zwischen hunderten weiteren Schneeflocken, und kaum hatte mein Blick sie erfasst, bemerkte ich mehr: Sie glitzerte, glitzerte mehr als ihre Schwestern und Brüder, und ihr Glitzern ließ ihren zarten, zerbrechlichen Schneeflockenkörper größer, weicher, ja: intensiver, erscheinen. Es war, als drängte ein riesiges Kichern aus ihr heraus in die Welt.
Ich mochte die Schneeflocke sofort.
„Hallo.“, sagte ich zu ihr, als sie sich noch weit über meinem Kopf befand.
Sie drehte sich nach unten, und ihr Glitzern wuchs, als sie mich erblickte.
„Hallo.“, sagte sie.
„Du bist einzigartig.“, sagte ich, denn etwas Besseres, Richtigeres, fiel mir nicht ein.
„Jede Schneeflocke ist einzigartig.“, antwortete sie, und ich konnte das Kichern zwischen ihren Wörtern förmlich spüren.
„Aber du bist einzigartiger.“, entgegnete ich, mich jeder Logik widersetzend. „Vielleicht sogar am einzigartigsten!“
Die einzigartigste Schneeflocke zögerte kurz.
„Nein.“, sagte sie dann. „Ich bin einzigUNartig!“
Frech küsste sie mich auf den Mund und ließ sich vom nächsten Windstoß davontragen.