staub

dein name schwelt wie welkes laub
der tränenqualm erinnert mich
treibt ferngedanken aus dem mund
der hustenreiz speit keinen klang

mit ruß bedeckt mein lichterdrang
gibt stillstes dreiwortschweigen kund
in kalter asche such ich dich
durch meine hände rinnt nur staub.

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knotenpunkt

verhungert auf dem weg zur suche
getrieben von der süßen kraft allen anfangs
gefangen in wilder sehnsucht nach mir selbst
verdurstet am knotenpunkt der möglichkeiten.

tausendfach spaltend die einheit ersucht
auf tausend wegen kein ende wünschend
die eigene haut auf tausend erden ausgebreitet
in tausend winden rieselt meine asche.

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Das Jacket

Ich hatte es eilig. Na gut, eigentlich bestand kein Grund zur Eile, jederlei Hektik war überflüssig, lief mir doch kein Termin, keine Zeit, davon. Trotzdem hastete ich die Straße entlang. Seit mehreren Stunden war ich unterwegs und gehte einzig und allein den Wunsch, endlich anzukommen, endlich sitzen und ruhen zu können.

Ich rannte fast, meine Füße stolperten übereinander, ich hielt inne, hastete weiter, Irgendwo mußte das Auto doch stehen; irgendwo mußte mein Bruder es doch geparkt haben. Ich sah mich un, suchte, lief weiter, überstürzt, ungeduldigt, entnervt. Menschen kamen mir entgegen, musterten mich teilnahmslos, verschwanden aus meinem Sichtfeld.

Gerade, als ich aufgeben, umdrehen wollte, gerade, als ich in Begriff war, das Telefon zu zücken und meinen Bruder mit meinem Ärger zu überschütten, sah ich es, erkannte ich das Auto in der Ferne. Endlich! Ich jubelte innerlich, meine Hand fand die Autoschlüssel, hielt sie krampfhaft fest.

Doch halt! Irgend etwas stimmte nicht, etwas war falsch. Nur was? Mein Jacket! Wo war mein Jacket?

In Anbetracht der Temperaturen hatte ich es unter den rechten Träger meines Rucksacks geklemmt. Doch dort war es nicht mehr. Panisch drehte ich mich um, blickte zurück, entdeckte es sofort: ein schwarzes Kleiderknäuel auf grauem Asphalt, vielleicht zweihundert, dreihundert Meter von mir entfernt.

Nun rannte ich tatsächlich, spurtete zum Jacket, hib es auf, klopte den Straßenstaub ab. Ich hatte es wieder, sah auf.

Um mich herum gingen Menschen, nicht übermäßig viele, doch genug, um der Straße ein belebtes Äußeres zu verpassen. Doch niemand hatte etwas gesagt, niemand hatte auch nur ein Wort in meine Richtung verloren. Einige von ihnen mußten doch gesehen haben, wie ich mein Jacket verlor, doch nichtsahnend weiterlief. Jemand mußte es gesehen haben, desen war ich mir sicher.

Doch niemand hatte mich darauf hingewiesen. Ich hätte gerufen, hätte nachgefragt, wäre wahrscheinlich hinter dem Verlierenden hinterhergerannt, um ihm sein Eigentum zurückzubringen.

Ich blickte auf, sah mich um, sah in abwesende Gesichter. ‚Sind denn alle blind?‘, fragte ich mich und ging langsam zum Auto.