Straßenbahnerlebnisse 5

Als ich heute zur Mensa fuhr, stiegen zwei Punks hinzu. Einer von ihnen blockierte die Tür, so daß noch drei weitere von ihnen und ebensoviele Riesenhunde die Möglichkeit bekamen, hinterhereilend einzusteigen. Sie trugen die üblichen zerrissenen, verwaschenen Klamotten, Handschellen und Nietengürtel, stanken nach Bier und Schweiß. Die einzige Frau unter ihnen war mit nicht viel mehr als einem Schlüpfer [Ich liebe dieses Wort – es klingt unglaublich eklig.], Strapsen und einem rissigen Top bekleidet, was in Anbetracht der erstaunlich niedrigen Temperaturen etwas unpassend zu sein schien.

Sie plazierten sich wenige Sitze entfernt von mir, fragten nur einmal nach einem Taschentuch, belästigten ansonsten niemanden. Zwei ältere Frauen stiegen in die Bahn, unterhielten sich:

„Hast du die Frau gesehen?“ [flüsternd]
„Nee.“
„Wie die gekleidet war…“ [Kopfschütteln]
„Ich wäre ja allein hier nicht eingestiegen.“
„Nicht?“
„Nee, da hätte ich Angst gehabt.“
„Naja, ich hab die zu spät gesehen…“

Die Punks machten wirklich nicht den freundlichsten Eindruck, aber ich glaube auch nicht, daß sie den vermitteln wollten. Doch beängstigend waren sie keinesfalls. Sie stanken nur und lärmten ein wenig, unterhielten sich über abzuleistende Arbeitsstunden, die noch auf sie warteten, lachten grob und tranken Bier.

Einem von ihnen schien es nicht sonderlich gut zu gehen. Immer wieder hörte man unappetitliche Würgegeräusche, die mich dazu bewogen, nicht genauer hinsehen zu wollen.

Die Punkerin jedoch betrachtete ihn und meinte dann mit krächzender Stimme:

„Hey, du kotzt ja wie ein Anfänger!“

Für einen Moment überlegte ich, ob ich mich in einer freien Minute mal intensiver verschiedenen Kotzübungen widmen sollte…