Ich erwache. Der Wecker spielt seine nervtötende Melodie, doch liegt weit genug weg, um nicht erreicht, nicht zur Stille gezwungen werden zu können. Seufzend drehe ich mich auf den Rücken und starre an die Decke.
An die Decke zu starren könnte eine durchaus interessante Beschäftigung sein, wenn man bedenkt, daß die Rauhfasertapete ein steter Quell abwechselnder Muster darstellt. Jedoch ohne Brille sehe ich dort nur Weiß, verschwommenes Weiß.
Ich wollte mich schon zu wundern beginnen, daß irgend etwas in meinem Umfeld nicht stimmte, daß irgend etwas fehlte, als die Baurabeiter zu bohren begannen. ‚Ach ja…‘, stellte ich glücklos fest, während sich die stählerne Maschine lärmintensiv in das Gemäuer fraß. Wieder, wieder und wieder.
Ich weigere mich, mich vorzustellen, wieviele Löcher das Mauerwerk bereits zieren, destabilisieren, wieviel noch vorgesehen sind, weigere mich, mich erneut darüber aufzuregen, daß eine Handvoll zusätzlicher Bauarbeiter den gesamten Bauprozeß beschleunigen und vielleicht sogar irgendwann abschließen würden.
Die Bohrer verstummen. Ich atme auf. Doch auf dem Hof unterhalten sich zwei Frauen, von denen sich keine um das schreiende Kind zu kümmern scheint, das mit immer lauterem Geplärre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken versucht. Meine Aufmerksamkeit hat es – wenn auch unfreiwillig.
Und während ich mich nun doch aus dem Bett erhebe, den Tag anzugehen versuche, bemerke ich zwischen dem von außen hereindringenden Lärm ein Stück guter Musik, einen morgendlichen Ohrwurm in meinm Kopf, der mich zu erfreuen vermag:
System Of A Down mit „Violent Pornography„.
[Im Hintergrund: System Of A Down – „Mezmerize“]