Klingeltonkonzert

In die Regionalbahn von Halle nach Magdeburg steigen zwei junge Männer, vielleicht 20 Jahre alt, zu. Sie tragen verschmutzte Blaumänner und schieben prollige Mountainbikes. Kaum haben sie ihr Räder vertäut und Platz genommen, zücken sie ihre Handys, klobige, grellbunte Geräte, die anscheinend dem neuesten Stand der Technik entsprechen.

‚Poser.‘, denke ich, doch betrachte neugierig ihre Aktivitäten. Diese beschränken sich allerdings auf nur eines: Auf den Austausch von Handy-Klingeltönen. Axel F, Tweety, Tweety Remix und der ganze andere Schwachsinn, den Musiksenderwerbepausen den Fernsehenden penetrant aufzuschwatzen versuchen.

Immer wieder vernehme ich qualitativ minderwertige, von Rauschen überzogene Geräusche, bekannte Melodien oder niveaulose Texte anspielend, offensichtlich auf lustig getrimmt, aber eigentlich nur anstrengend und spätestens nach dem zweiten Hören zu angewiderter Ignoranz führend.

„Schade, daß man das nicht auch als Weckton verwenden kann.“, meint der eine Blaumannproll.
„Stimmt.“

Soviel zu der Frage, wer den ganzen nervigen Dreckmist überhaupt haben will.

Unerkannt

Ich bin mir unsicher darüber, ob ich mir tatsächlich Gesichter besonders gut merken kann, ob ich innerhalb einer Gruppe meine Umgebung besonders intensiv betrachte, Einzelheiten bemerke, die niemandem sonst auffallen.

Doch oft geschieht es, daß mir auf der Straße, auf dem Campus, irgendwo, Personen begegnen, die ich zuvor nur ein- oder zweimal sah, zumeist zusammen mit andern. Schnell fallen mir dann die Umstände und Zusammenhänge ein, und in den meisten Fällen blicke ich der Beinahe-Bekanntschaft erwartend in die Augen, eine freundliche Begrüßung auf den Lippen bereithaltend.

Doch immer wieder geschieht es, daß die Personen mich an sehen und nicht wiedererkennen oder mich ignorieren, daß also ihre Haltung mir gegenüber nicht die gleiche offene, erfreute [„Schön, dich wiederzusehen.“] ist wie meine Haltung ihnen gegenüber. Das erstaunt, ja bestürzt, mich.

Bin ich eventuell zu unauffällig, so daß ein Wiedererkennen nicht möglich ist?
Oder hinterlasse ich prinzipiell einen so negativen [oder eifnach nur unbedeutenden] Eindruck, daß ich gemieden werden kann/sollte?

Ich weiß es nicht.

Eine weltbewegende Erkenntnis

Ich glaube nicht, der erste zu sein, den diese wenig bahnbrechende Erkenntnis überfällt und schmunzeln läßt, doch sei sie erwähnt, um sie überhaupt irgendwo erwähnt zu wissen. Schließlich ist sie mir bisher nirgendwo begenet, obgleich sie offensichtlicher denn offensichtlich ist:

Bateman ist Batman.

Ausführlich:
Patrick Bateman heißt die Figur, die der Schauspieler Christian Bale in dem Psychothriller „American Psycho“ aus dem Jahr 2000 spielt.
Fünf Jahre später mimt Christian Bale den superreichen Bruce Wayne in „Batman Begins“, schlüpft somit also auch in das Fledermauskostüm des Batman.

Demnach wurde Bateman zu Bateman.
Eine weltbewegende Erkenntnis